Irreale oder reale Geschichte?

In den letzten zwei Jahrzehnten haben deutsche und angelsächsische Historiker versucht, eine virtuelle Geschichtsforschung als Lösung für die Krise der Geschichtswissenschaft zu etablieren. Diese konjekturale Geschichtsschreibung, insbesondere propagiert von Alexander Demandt, wird als erkenntnistheoretisches Werkzeug betrachtet. Das Buch zeigt jedoch, dass diese Form der Geschichtsschreibung in logische und methodologische Widersprüche führt und einen Rückschritt in der Geschichtstheorie darstellt. Neben der Kritik an dieser erkenntnisvermindernden Strategie wird anhand verschiedener Interpretationen historischer Ereignisse von der Antike bis zur Gegenwart demonstriert, dass alternative Geschichtsinterpretationen das Streben nach größerer Erklärungskraft in der Forschung widerspiegeln. Auf dieser Grundlage werden methodologische Ansätze entwickelt, die moderne Wissenschaftstheorie nutzen, um das Erklärungspotential historischer Interpretationen zu erweitern. Geschichtsforschung wird somit als Sozialwissenschaft menschlichen Handelns betrachtet, die theoretische Fortschritte anderer sozialwissenschaftlicher Disziplinen integrieren sollte. Das Buch plädiert für interdisziplinäre Zusammenarbeit, um die Geschichtswissenschaft mit methodisch fortgeschrittenen Wissenschaften zu verbinden. Historiker, Soziologen, Philosophen und Politikwissenschaftler müssen sich gemeinsam mit diesen Herausforderungen auseinandersetzen.