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Notgasse

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Der Ruf zum Almauftrieb verbreitete auf den Höfen Gundagrin, Tangel, Bergler und Khlem allgemein Freude. Solange sich die Bauern zurückerinnern konnten, wurde das ganze Jahr über nichts genauer und ernster genommen, als sich gewissenhaft für den alljährlichen Almauftrieb vorzubereiten. Noch also dominierte beim Bauernvolk der Urtrieb, der sich nicht von der revolutionären Stimmung, die so unabwendbar nahe gerückt war, beirren ließ. Es war, als ob die unsichtbare Kraft der Almen verhieß, dass die Bauern doch besser zu ihrem Vieh und auf ihre Melkstühle passten als, mit Gabeln und Sensen bewaffnet, zu einem Bauernaufstand. Der Mond stand günstig. Er nahm zu. Das war ein Zeichen, auf das die Bauern bei der Wahl des Auftriebstages nicht verzichten wollten. Auch das Wetter meinte es gut mit ihnen. Dass sie sich nicht nach dem Namenstag eines Heiligen orientierten, machte ihnen in diesem Jahr weniger zu schaffen. Nur einige ältere Leute äußerten sich dazu kritisch. Doch für Jüngere waren die Heiligen in der Zwischenzeit zu einem belächelten Abbild ihrer gehassten Kirche verkommen. In der Nacht vor dem Auftrieb wurde in jedem Hof die Glocke der Läutkuh auf die häuslichen Feuerstätten gestellt, in der Meinung, dass sie dadurch einen besonders schönen Klang bekomme. Dem Vieh wurden Salzsteine in die Futtertröge gelegt. Manche Tiere bekamen ein Stück Brot mit Salz ins Maul gesteckt. Salz galt als Abwehrmittel gegen Unheil während des Almsommers. Natürlich vergaßen die Sennerinnen auch nicht, das Weihscheit ins Bündel zu stecken, damit sich nicht Übles und Böses während ihrer Almzeit ereigne.

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Notgasse, Peter Gruber

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Rok vydania
1998
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