Die Ghettogeschichte
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Viac o knihe
Standortbestimmung eines zu Unrecht vernachlässigten Kapitels der deutschen Literatur- und jüdischen Kulturgeschichte. Ein zu Unrecht vernachlässigtes Kapitel der deutschen Literatur- und jüdischen Kulturgeschichte sind die »Ghettogeschichten«, die durch die NS-Zeit fast in Vergessenheit geraten waren. Dabei liefern die Erzählungen aus dem Judenviertel, Schtetl oder Ghetto - geschrieben von deutschen Juden im Zeitraum von ca. 1850 bis 1914 -, neben der rein literarischen Qualität eines realistischen Erzählkonzeptes, die Veranschaulichung eines breiten Spektrums sozialer, religiöser und individueller Konflikte innerhalb dieser Gemeinschaft. Obwohl hauptsächlich einer nichtjüdischen Leserschaft zugedacht, war die Ghettogeschichte doch auch ein Versuch, die Erinnerung an spezifische Bräuche, Traditionen und Lebensweisen des Ghettos zu bewahren. Kenneth H. Ober stellt zunächst das jüdische Jahr mit seinen Feiertagen, Bräuchen und Riten vor, die immer wieder Thema der Erzählungen sind. Im zweiten Kapitel beschreibt er die erzählerische Gattung - von ihren Ursprüngen über die künstlerischen Höhepunkte bis zur vollständigen Zerstörung der in den Ghettogeschichten beschriebenen Welt im 20. Jahrhundert. Obers Darstellung der wichtigsten Autoren, Motive, Themen und strukturellen Elemente der Ghettogeschichte ist zugleich ein gelungener Versuch ihrer Ortsbestimmung im Kanon der deutschen Literaturgeschichte. Zur Reihe: Mit den »Kleinen Schriften zur Aufklärung« legt die Lessing-Akademie im Sinne ihrer Aufgabenstellung einzelne zeitgenössische Texte und kleinere Abhandlungen zur Erforschung von Leben, Werk und Zeit Gotthold Ephraim Lessings und der Aufklärung in allen ihren Erscheinungsformen, ihrer Wirkung und Bedeutung bis in die Gegenwart vor. Die Schriften wenden sich nicht allein an wissenschaftliche Interessenten, sondern auch an einen breiteren Leserkreis und sollen dazu beitragen, die geschichtliche Entwicklung und den normativen Gehalt der Aufklärung als intellektuelle, politisch-moralische, prinzipiell auch soziale Reformbewegung besser zu verstehen und zutreffend zu würdigen. Das erscheint um so notwendiger, als die Aufklärung, die am Anfang der »modernen Welt« steht, bis heute kritisch auf ihre Legitimität und ihre Auswirkungen befragt wird. Die Reihe steht für unterschiedliche Themen und Weisen der Darbietung offen und wird in lockerer Folge fortgesetzt.