Die Herren von Eppstein
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Die Herren von Eppstein mit ihrem Stammsitz Burg Eppstein im Taunus waren bereits um 1200 reich begütert in Spessart, Taunus und Wetterau. Diesen Besitz vermochten sie in den folgenden Jahrhunderten beträchtlich auszubauen, nicht zuletzt dank der Protektion von vier Mainzer Erzbischöfen, die ebenfalls aus dem Hause Eppstein stammten. Insgesamt sechs bedeutende Erbschaften führten dazu, dass die Herrschaft Eppstein im Spätmittelalter einem kleinen Fürstentum kaum nachstand. Die vorliegende Mainzer Dissertation ist die erste wissenschaftliche Monographie über diese bedeutende Familie in einer Kernlandschaft des spätmittelalterlichen Reiches. Modellhaft stellt sie die Möglichkeiten einer nicht-fürstlichen Herrschaft zwischen den größeren Territo-rien dar. Die erfolgreiche Verwaltung gründete auf einer hochentwik-kelten Kanzlei und einem spezialisierten Rechnungswesen. Schon früh lässt sich eine Amts- und Kellereiverwal-tung sowie ein Lehenshof beachtlichen Umfangs nachweisen. Regalien wie Münze, Zoll, Ge-leit und Judenschutz wurden bis ins ausgehende 15. Jahrhundert ungestört genutzt. Ein resi-dierender Hof hatte sich auf der Hauptburg Eppstein etabliert. Die Herren pflegten dort und an den Nebenhöfen einen Lebensstil auf hohem Niveau, wie er sich an Nahrung, Kleidung, Jagdvergnügen, Narren am Hof, ja selbst einem Hofdichter ablesen lässt. Bei stets knappem Bargeld mussten die Herren dies allerdings – wie auch die Sicherung der Erbschaften, die Ausstattung der Töchter, die zahlreichen Feldzüge, den Burgenbau usw. – vor allem durch Verpfändungen und Rentenkäufe finanzieren. Das problematische Instrument der Pfand-schaft wussten die Herren dabei bis ins ausgehende 15. Jahrhundert virtuos zu nutzen, um Geld zu beschaffen, ohne dauerhafte territoriale Verluste hinnehmen zu müssen. Dennoch verschwand die Herrschaft Eppstein nach 300 Jahren von der politischen Landkarte. Wie andere Hochadelsherrschaften geriet sie zunehmend unter den Druck der benachbarten Fürstentümer, die vor allem dank der Größe ihrer Territorien sowie neu erschlossener Geld-quellen eine neue landesherrliche Qualität erwarben und die Herren und Grafen in ihren Rechten mediatisierten. Zwar versuchten die Eppsteiner zunächst erfolgreich, den verblei-benden Spielraum durch kluges Taktieren zwischen König und Fürsten zu wahren und mit der Gründung des Wetterauer Grafenvereins ein Gegengewicht zu setzen. Doch war dem einst blühenden Geschlecht durch das tragischerweise gleichzeitige Aussterben der beiden Linien Eppstein-Münzenberg und Eppstein-Königstein 1522 bzw. 1535 ein Ende gesetzt. Das Buch stellt einen wichtigen Beitrag zur modernen Landesgeschichtsforschung dar. Eine ausführliche Übersicht der eppsteinischen Besitzungen mit umfassenden Quellennachweisen sowie ein Personen- und Ortsindex machen das Buch zu einer Fundgrube auch für die lokal-historische Forschung.