Hölzerne Haustüren im Jemen
Autori
Viac o knihe
Zu den bekanntesten Schätzen des Jemen zählt ohne Zweifel seine Architektur, und entsprechend umfangreich ist auch die darüber veröffentlichte Literatur. Obwohl man die meist mit reicher Schnitzerei oder Stuckumrahmung verzierten hölzernen jemenitischen Haustüren als Teil dieser Architektur betrachten muss, scheinen sie bislang noch nicht als kulturelle Besonderheit wahrgenommen worden zu sein, am wenigsten bei den Jemeniten selbst. Mit dem geschärften Blick des Architekten und Holzhandwerkers hat der Autor die faszinierende Kultur dieser alten Holzhaustüren entdeckt: Ihre Einmaligkeit besteht darin, dass alle Regionen des Landes eigene Türentypen besitzen, die sich oft schon zwischen nahe benachbarten Orten unterscheiden. Nachdem in den letzten drei Jahrzehnten aber immer mehr schadhafte Holztüren durch moderne Metalltüren ersetzt worden sind und dieser Trend unvermindert anhält, ist zu befürchten, dass die alte Haustürentradition des Jemen irgendwann verschwunden sein wird. Für Traugott Wöhrlin war es daher naheliegend, in einer Dokumentation eine Bestandsaufnahme der wichtigsten Türentypen zu versuchen. Das geeignete Darstellungsmittel ist für ihn dabei nicht die Fotografie, sondern die viel aussagekräftigere detailgenaue Zeichnunga auf der Basis des vorhandenen umfangreichen Fotomaterials. Er stellt dabei die verschiedenen Türenregionen einander gegenüber und geht sowohl auf die verschiedenen symbolischen Aspekte der unterschiedlichen Türgestaltung ein als auch auf die Herkunft der verschiedenen Ornamentformen. Und als Holzfachmann beleuchtetet er natürlich auch die konstruktiven Fragen und deren Auswirkung auf die Gestaltung. Das Buch dürfte damit nicht nur für an die an Zahl ständig wachsenden Jemenfreunde von Interesse sein, sondern vor allem auch für Ethnologen und Orientalisten, aber ebenso für Architekten und Holzhandwerker, die ein wenig über den Horizont der eigenen europäisch-westlichen Gestaltungswelt hinaus- und in andere Kulturen hineinsehen möchten. Den jemenitischen Lesern dürfte es ein Stück ihrer eigenen bislang noch kaum wahrgenommenen Kultur nahebringen oder bewusst machen.