Thomas Manns letzter Werkplan "Luthers Hochzeit"
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Thomas Manns letzter Werkplan hat eine fast lebenslange Vorgeschichte. Indem nun - unter Einbeziehung sämtlicher Quellen: Werke, Briefe, Tagebücher, Nachlaßbibliothek - die Auseinandersetzung des Autors mit Luther rekonstruiert wird, läßt sich zugleich die Genese des letzten Projekts darstellen. Den entscheidenden Anstoß für seine Lutherrezeption erhielt Thomas Mann dadurch, daß er in Luthers Schriften eine seinem eigenen Werk verwandte selbstbezügliche Grundstruktur zu entdecken glaubte. Im Zentrum des Buches steht die quellenkritische Edition und Kommentierung der Notizen zu Luthers Hochzeit. In der anschließenden ausführlichen Interpretation analysiert der Verfasser den Modus der Quellenaneignung und zeigt, wie sich auch reine Exzerpte der vorgängig erschließbaren poetischen Grundstruktur des geplanten Werks bruchlos einfügen. Thomas Mann verstand sich im Alter rückblickend als Verfasser von „Endbüchern“. In den Notizen finden sich viele Indizien dafür, daß er nicht nur den deutschen Mythos Luther rekapitulieren, sondern auch eine Summe seines Lebenswerkes ziehen, ein persönliches „Endbuch“ schreiben wollte. Diese Universalisierung der Auseinandersetzung mit Luther wird im dritten Teil des Buches in drei zentralen Kontexten - einem autobiographischen, einem geschichtlich-politischen und einem poetologischen - systematisch dargestellt.