Frauenleben in ländlichen Regionen

Die ländlichen Regionen in der Bundesrepublik sind seit etwa vierzig Jahren tiefgreifenden strukturellen Wandlungsprozessen ausgesetzt, die nicht nur vielerorts das äußere Erscheinungsbild vom „Land“ verändert haben. Viel mehr noch wandelte und wandelt sich das Leben auf dem Land – etwa in den Bereichen der Alltagsorganisation, des Zusammenlebens und der Kommunikation sowie nicht zuletzt im Zusammenhang der veränderten Produktion- und Arbeitsbedingungen. Komplementär zum Wandel der objektiven Lebensbedingungen – und nicht zuletzt mitbedingt durch die Ansiedlung neuer Bevölkerungsgruppen, durch die Reform des Bildungswesens oder auch durch die Allgegenwart massenkommunikativer Angebote – tauchen neue, eher universalistische bzw. städtische Lebensformen, Verständigungsweisen und normative Orientierungen auf, die – egal, wie das Dorf als ganzes oder auch die einzelnen BewohnerInnen zu ihnen stehen mögen – allein schon durch ihre alltägliche Präsenz eine Infragestellung der traditionellen dörflichen Kultur darstellen. Das heißt nicht, dass die traditionellen Lebensformen grundsätzlich von den neuen Deutungs- und Handlungsstrategien abgelöst werden. Vielmehr ist gerade das Nebeneinander von Alt und Neu eine Herausforderung an die Betroffenen, die jeweils angemessenen Möglichkeiten und Perspektiven auszuloten und den eigenen Lebenszusammenhand aktiv zu gestalten. Der Frage, wo und inwiefern hierbei gerade für Frauen objektive und subjektive Schwierigkeiten und Hindernisse, Brüchigkeiten und Ambivalenzen entstehen und bewältigt werden können, wird in den Beiträgen dieses Bandes nachgegangen. Der Reader spannt mit seiner Analyse der relevanten ökonomischen, ausbildungs- und berufsbezogenen, sozialen und kulturellen Themenbereichen einen Bogen von der gegenwärtigen Entwicklung zur Vergangenheit und diskutiert Perspektiven für die Zukunft. Er vermittelt dabei in der Breite seiner Einzelthemen einen umfassenden Gesamtüberblick und ermöglicht gleichzeitig einen vertiefenden Einblick in interessante Teilaspekte. Die Autorinnen kommen aus wissenschaftlichen Arbeitszusammenhängen wir auch aus unterschiedlichen Praxisfeldern – etwa der Bildungs- und Verbandsarbeit –; dies dokumentiert zugleich den programmatischen Anspruch des Buches, sowohl zur wissenschaftlich-theoretischen Durchdringung des Gegenstandsbereiches beizutragen als auch die Diskussion konkreter, praktischer Lösungen und Perspektiven voranzutreiben und für die Bildungs- und Weiterbildungsarbeit und nicht zuletzt auch für die Betroffenen selbst ein fundiertes Arbeitsmittel zu sein.