Physik mit Bleistift

Jene mutigen Leute, die ein Studium der Physik beginnen, und ein Lehrbuch fiir Anfangssemester haben etwas gemeinsam. Sie stehen (wenn auch auf verschiedenen Seiten) vor dem gleichen Problem: der noch nicht getroffenen Ubereinkunft, wie man sich verstiindigen k6nne. Die Umgangssprache ist ungenau. Vorkenntnisse aus der Schule sind sehr verschieden. Und es gibt unglaublich falsche Vor stellungen davon, worauf es bei diesem Studium ankommt. Aber wir sind allesamt Menschen, sind einmal im Wald spazieren gegangen, haben einen Nachthimmel betrachtet, k6nnen manche Vorgange bei geschlossenen Augen „sehen“, haben die Fiihigkeit zu staunen und kennen die Frage „Warum?“. Nie aufzuh6ren mit dieser Frage, das ist Physik. Das Verstehen der Vorgange der Natur findet am Schreibtisch stau. Verstehen ist Riickfiihren auf bereits Bekanntes. Es geschieht mit Gleichungen, Bildem und Rechnungen. AIle jene Zeichen, die auf dem Papier erscheinen, haben Bedeutung. So, wie aus Noten, die T6ne bedeuten, Musik werden kann, erwiichst aus Fonnelbuchstaben die Kunst des Verstehens. Kunst ist Handwerk. Ihr Handwerkszeug sind die Kalkiile beim „Rechnen mit Bedeutung“. Vielleicht hlitte dies auf dem Einband stehen sollen. Diese Kalkiile zu erklaren und ihren Sinn sichtbar zu machen, das ist jedenfalls das Anliegen dieses Buches. Es kann den Leser nur ein StUck weit begleiten, denn erst dadurch, daB er sie selbst ausprobiert und iibt und iibt und iibt, wird der „Noten“-Leser zum „Pianisten“.