Vom Bremsjungen zum Betriebsinspektor
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Viac o knihe
Als der Betriebsoberinspektor Otto Faust 1932 in den Ruhestand trat, konnte er auf eine bemerkenswerte berufliche Laufbahn zurückblicken: 1882 als 14jähriger Volksschulabsolvent erstmals von einer Steinkohlenzeche angelegt, wurde er im Alter von 24 Jahren Steiger und 14 Jahre später zunächst Betriebsinspektor, dann -oberinspektor der Zeche Neumühl in Hamborn. Damit war er auf einem der größten Bergwerke seiner Zeit in die höchste Position eingerückt, die ein aus einfachsten Verhältnissen stammender Bergmann üblicherweise überhaupt erreichen konnte. Seine Lebenserinnerungen, die er 1936/37 unter dem Titel „Aus meinem Leben“ auf 602 handschriftlich eng beschriebenen Seiten im Quer-Format zu Papier brachte, verdienen deshalb die Aufmerksamkeit historisch interessierter Leser, obwohl - und gerade weil - Faust sie nicht für die Öffentlichkeit, sondern lediglich für einen engeren Familienkreis verfaßt hat. So gut mittlerweile die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Bergarbeiter während der Industrialisierungsperiode belegt sind, so rar sind solche zeitgenössischen Selbstzeugnisse, die unsere Kenntnisse der Tätigkeit, Lebensumstände und Mentalität der technischen Grubenbeamten, jener Gruppe der Zechenangestellten, die gleichsam das Scharnier zwischen Direktion und Arbeiterschaft darstellen und die antreibend, kontrollierend, planend und verwaltend für den Betriebserfolg maßgeblich mitentscheidend waren, erweitern können.