Mit Napoleon in Ägypten
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Dominique Vivant Denon ist ein vielfach begabter junger Künstler, der es überraschend schnell schafft, eine Position am Hof von Versailles zu erringen. Mit zunächst mäßigem Erfolg betätigt sich Denon als Theaterschriftsteller, doch bald wird er auf Regierungsmissionen nach Russland und in die Schweiz geschickt, wo er heimlich mit Voltaire zusammenkommt. Seine Berichte stoßen auf großes Interesse und so wird Denon der eigentliche Reiseschriftsteller und -berichterstatter des französischen Hofs. Nach langem Aufenthalt in Italien gelingt es Denon, Ludwig XVI. für seine umfangreiche Etruskersammlung zu begeistern, die er dem König günstig überlässt. Zum Dank wird er Mitglied der Königlichen Akademie für Malerei und Bildhauerei. Nach den chaotischen Jahren der Französischen Revolution die Denon überwiegend im Exil verbrachte, erhält er mit der großen Expedition nach Oberägypten eine neue offizielle Aufgabe. Diese in Frankreich und Europa viel beachtete Expedition wird von keinem geringeren als General Bonaparte geleitet, dem späteren Kaiser Napoléon. Denons Aufzeichnungen und Illustrationen werden unmittelbar nach der triumphalen Rückkehr in mehrere Sprachen übersetzt und bringen ihrem Verfasser internationale Anerkennung als Forscher ein. Als Erster sammelt Denon nicht nur Trophäen, sondern er systematisiert und katalogisiert die Funde des antiken Ägyptens. Die renommierte Ägypten-Sammlung des Louvre verdankt ihre Existenz dieser neuen Methode. Der vorliegende Band der Edition Erdmann schildert Denons Aufzeichnungen angefangen 1798 mit der napoleonischen Expedition nach Ägypten. Sie gilt Historikern als eines der interessantesten kriegerischen Unternehmen seit den Kreuzzügen, dessen Ziel es war, die englische Hegemonie im Orient zu erschüttern und Frankreich eine Kolonie am Nil zu bescheren. Bis zur Landung der Franzosen in Aboukir hatte sich die innere Geschichte Ägyptens in einer wirren Folge von internen Kämpfen, Intrigen und blutigen Machtwechseln der Mameluken-Beys erschöpft, die die eigentlichen Herren im Lande waren. Die von Konstantinopel entsandten Paschas wurden nur noch geduldet, häufiger jedoch abgesetzt oder kurzerhand ermordet. Die fast vierhundertjährige Türkenherrschaft war am Ende, und die Eroberung Ägyptens durch eine der Großmächte lag quasi in der Luft. Denons offenherziger Bericht über diesen Feldzug ist die beste Schilderung der Expedition. Die Kämpfe mit den Mameluken, Türken und Engländern, nicht zuletzt die vernichtende Niederlage der Franzosen in der Seeschlacht vor Aboukir bilden die Höhepunkte. Mit Zeichenblock und Stift galoppiert er den Soldaten voran und zeichnet mitten im feindlichen Kugelhagel. Sein Wagemut verlässt ihn dabei nie und oft weicht die Gelassenheit des Chronisten der Anteilnahme des Augenzeugen, der sein Mitgefühl mit der leidenden Bevölkerung nicht verhehlen kann. Dem Kriegshandwerk nicht übermäßig zugetan, gilt sein Hauptinteresse den Altertümern, die er zwischen den Gefechten aufsucht, beschreibt und damit der Vergessenheit entreißt. Sein Buch ist ein einzigartiges Zeugnis, in dem sich die extremste Form erlebter Geschichte mit dem Bericht einer abenteuerlichen Forschungsreise zu einem Zeitdokument verbindet, das in der abendländischen Kulturgeschichte seinesgleichen sucht.
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