Otto Dix

Otto Dix (1891-1969) zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts und ist international vor allem als neusachlicher Großstadt-Maler der zwanziger Jahre bekannt. Weniger erforscht ist sein Spätwerk, dessen Bedeutung bis heute diskutiert wird und das im Fokus dieser Publikation steht. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933 zog sich Dix in die Halbinsel Höri am Bodensee zurück und wandte sich einem metaphorischen Realismus zu, bevor er sich zu einem altmeisterlichen und spätexpressiven Künstler entwickelte. Seine Themen umfassten Landschaften, Portraits, Stilleben und biblische Szenen. In dieser Zeit fühlte er sich zwischen Tradition und Moderne sowie zwischen Zentrum und Peripherie angesiedelt; in Westdeutschland als nicht mehr zeitgemäß angesehen, in der DDR jedoch als Realist geschätzt. Aus heutiger Sicht werden Dix' Werkphasen nach 1933, eine der schwierigsten Epochen der deutschen Kunstgeschichte, neu betrachtet. Die Publikation beleuchtet diese Phasen sowohl hinsichtlich ihrer regionalen Bedeutung als auch im Kontext der deutschen Kunstdebatten. Erstmals werden die kürzlich entdeckten Kartons mit Vorzeichnungen zu Dix' Wandbildern im Rathaus Singen veröffentlicht, ergänzt durch über 80 teils neu entdeckte Werke, die ein facettenreiches Bild des Künstlers und seiner Beziehung zur deutschen Geschichte zeichnen.