Die Trommel
Autori
Viac o knihe
Klassiker aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Sprache: Deutsch, Abstract: Erstmalig erschienen 1921. Auszug: Zu den indischen Bergen, wo sie einst glücklich gewesen, hatte es sie zurückgezogen. Oftmals war ihr im Traum die ferne indische Sommerstadt erschienen, die, einem riesigen Wespennest gleich, an der Bergwand zu hängen scheint und aus kühler Höhe herabschaut auf die endlose, in der Hitze dampfende Ebene tief unten. Nun, nach Jahren, war die einsame Frau wieder dort oben. Aus dem lärmenden, dünnwandigen Hotel mit den wackligen Holzveranden, wo sie, nach der langen Postfahrt bergan, abgestiegen war, trat sie bald wieder hinaus und schritt durch die winklig gewundenen Gäßchen des Bazars. Es war da alles wie früher, und, wie so oft im Traume, erkannte sie es nun in der Wirklichkeit wieder. Da waren die glatten, geschmeidigen Händler aus Delhi, die schimmernde Goldstickereien und glitzerndes Geschmeide in elenden Buden feilbieten; die feierlichen Kaschmirioten, die ihre Warenballen aufrollen und alte Schals ausbreiten, deren Farben wie bunte Kirchenfenster glühen; die Holzschnitzer, die in offener Werkstatt immer wieder die gleichen durchbrochenen Wandschirme anfertigen. Kameele, in langer Reihe, zogen noch wie einst mit wiegendem Nicken der würdevollen Köpfe durch die Straße; neben ihnen afghanische Karawanentreiber mit grünem Turban und rotgefärbten Bärten. Unverändert waren auch die fetten bengalischen Babus mit ihren Imperatorenköpfen dekadenten Zeitalters, ihren togaartigen Gewändern, weißen Socken an nackten haarigen Beinen, schwarzen Zugstiefeln und baumwollenen Regenschirmen. Alles so unverändert, als müßten es noch dieselben Menschen, dieselben Tiere sein, die sie hier vor Jahren gesehen!