Die Nordwest-Passage
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Die Bezwingung der Nordwestpassage Mit dem Fischkutter durchs ewige Eis - die Fahrt, die Amundsens Ruhm begründete. Reihe „Alte abenteuerliche Reiseberichte“ 1847 war der Arktisforscher Sir John Franklin beim Versuch, die legendäre Nordwestpassage nördlich von Kanada zu durchqueren, umgekommen. Daher machte sich 1903 der Norweger Roald Amundsen auf, einen Weg durchs arktische Eis vom Atlantik in den Pazifik zu finden. Die Reise wurde sein erster großer Triumph - bevor er Jahre später im Wettlauf mit Scott den Südpol eroberte und damit endgültig unsterblich wurde. Zum Autor: Roald Amundsen (1872-1928) sollte eigentlich Mediziner werden, gab diesen Plan aber schnell zugunsten seiner großen Leidenschaft, der Polarforschung, auf. Bald sammelte er Erfahrungen als Seefahrer, nahm an der ersten Überwinterung in der Antarktis teil und erwarb das Kapitänspatent. Was folgte, waren ruhmreiche Expeditionen, abenteuerliche Forschungsreisen und weltberühmte Erfolge: die Bezwingung der Nordwestpassage, der Wettlauf mit Scott zum Südpol, ein riskanter Flug per Luftschiff über den Nordpol - und schließlich das tragische Ende, als Amundsen einen Konkurrenten aus Seenot retten wollte und auf Nimmerwiedersehen in Nacht und Eis entschwand. Zum Herausgeber: Detlef Brennecke (Jahrgang 1944) war in seiner Jugend Filmschauspieler in Berlin, lehrte später als Professor für Skandinavistik in Frankfurt am Main nordische Geistesgeschichte und schweift heute durch die Toscana, um dort zu malen. Schon lange fasziniert ihn das Leben der Entdecker. Daher nehmen unter seinen zahlreichen Büchern, die in etliche Sprachen übersetzt worden sind, die Biografien über Roald Amundsen, Sven Hedin und Fridtjof Nansen einen besonderen Platz ein. Leseprobe: Der Einzige, der bei unserer Abreise Zeichen von Rührung kundgab, war der Himmel, aber der tat es auch mit allem Nachdruck. Als wir in der Nacht vom sechzehnten auf den siebzehnten Juni den Anker lichteten, regnete es in Strömen. Sonst war die Nacht still und dunkel, und nur unsere Nächsten waren auf das Schiff gekommen, um uns Lebewohl zu sagen. Aber trotz Regen und Dunkelheit und trotz des letzten Abschieds war die Stimmung auf der Gjöa heiter und froh. Die Interimszeit der letzten Wochen, ohne eigentliche Arbeit, hatte uns alle ermüdet. Für meine persönlichen Gefühle kann ich keinen Ausdruck finden, und möchte es auch nicht. Die Anstrengungen der letzten Zeit, um alles vollends in Ordnung zu bringen, die Unruhe, dass wir immer noch nicht abfahren konnten, und meine verzweifelten Anstrengungen, die fehlenden Gelder zusammenzubringen - dies alles hatte mich stark mitgenommen und mir Leib und Seele angegriffen. Aber nun war es überstanden, und niemand könnte die unsägliche Erleichterung beschreiben, die uns überkam, als die Jacht vom Ufer wegglitt.