Der Fall des niederländischen Katholizismus
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Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gab es in dem kleinen Land im Herzen Europas eine ungeheure Aufbruchsstimmung und einen Veränderungsdrang, der auch die deutsche Kirche mitriss. So beeinflusste das Pastorale Konzil in den Niederlanden die Debatten auf der Würzburger Synode. Die holländische Priesterausbildung gehörte damals zur katholischen Avantgarde, und das neue Verhältnis zwischen Klerikern und Laien sowie das Amtsverständnis der Bischöfe galten als vorbildlich. Pfarrer reisten mit ihren Gemeinden in die Niederlande, um sich von den liturgischen Experimenten inspirieren zu lassen, und man las gemeinsam im sogenannten Holländischen Katechismus. Die nordamerikanische Seelsorgebewegung schwappte von dort ins übrige Europa, die niederländische Theologie jener Tage wurde aufgesogen - und sie ist bis heute einflussreich geblieben. Nach einer sich anschließenden Zeit der Polarisierung zwischen Progressiven und Konservativen ist der niederländische Katholizismus heute zu einem zwar kleinen, aber weiterhin interessanten Akteur geworden. In Band 5 der Reihe Katholizismus im Umbruch stellt Stefan Gärtner die Entwicklung der letzten 60 Jahre im sozialen und politischen Kontext dar. Seine Ausführungen sind von großer Bedeutung, zeigen sie doch, wie der Niedergang der alten Sozialform der Kirche in den Niederlanden zugleich exemplarisch für die sich verändernde Rolle von Kirche und Seelsorge in der spätmodernen Gesellschaft überhaupt steht und was gerade auch für den deutschsprachigen Raum daraus abzuleiten ist.