Über das Wunder der Jungfrauengeburt
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„Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“, sagt das Credo. Was heißt das? Anhand der Kindheitsgeschichte im Matthäus-Evangelium wird dem Leser auf einem Weg voller Überraschungen deutlich: die Kirche selbst ist als Wunder des Heiligen Geistes der Schlüssel zum Verstehen der Jungfrauengeburt. Der Autor, Rudolf Pesch, geboren 1936 in Bonn, war bis 1984 Professor für neutestamentliche Exegese an der Universität Freiburg; er gab seinen Lehrstuhl auf, um als Theologe in der Katholischen Integrierten Gemeinde zu leben und zu arbeiten. „Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“. Dieser Satz zählt für den denkenden Menschen heute ohne Frage zu den größten Anstößigkeiten und Zumutungen eines Christentums, das die Bewusstseinslage der Zeitgenossen schon lange nicht mehr erreicht. Auch viele Gläubige bekennen, mit eben diesem Satz nicht mehr viel anfangen zu können. Er erscheint ihnen als ein geradezu peinliches Relikt aus vormoderner Zeit, ein unversöhnlicher Gegensatz zur naturwissenschaftlich dominierten Gegenwart. „Lesen zu lernen und lesen zu lehren“, hatte Gerhard von Rad, der Altmeister der Bibelexegese, gegen Ende seines Wirkens als die Summe seiner Bemühungen um ein Verstehen biblischer Texte bezeichnet. Mit seiner, in der Urfelder Reihe als Band 5 erschienenen, exegetischen Studie „Über das Wunder der Jungfrauengeburt“, legt Rudolf Pesch geradezu ein Musterbeispiel für genaues Lesen vor. Er lässt die Texte vorurteilsfrei ausreden. So gewährt er ihnen die Möglichkeit, uns zu bezeugen, was sie sagen möchten. Äußerst spannend ist, was dabei herauskommt. Und es stellt nebenher dem modernen Bewusstsein mit seiner Neigung zu vorurteilsbesetztem und oberflächlichen Lesen ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis aus. Schritt für Schritt zeigt der Autor anhand der ersten beiden Kapitel aus dem Matthäusevangelium auf, wie der Evangelist, motiviert durch die aktuellen Heilserfahrungen seiner Gemeinde, ganz selbstverständlich zu einer konsequent „messianischen Exegese“ alttestamentlicher Verheißungen gelangt. Eine nicht zu unterschätzende Brückenfunktion zwischen dem Alten und dem Neuen Testament kommt dabei frühjüdischen Texten zu, die der Evangelist nachweislich vor Augen hatte. Eindrucksvoll, wie dadurch einmal mehr nicht nur die sachliche Zusammengehörigkeit der beiden Testamente erwiesen, sondern auch die organische Kontinuität der jüdisch-christlichen Glaubensgeschichte belegt wird. In diesem Horizont erweist sich die „Jungfrauengeburt“ des Messias als unverzichtbarer und höchst plausibler Schlüssel für ein adäquates Verstehen der Person Jesu und seiner Herkunft, aber auch für die gläubige Existenz der christlichen Gemeinde, der Kirche. Das Buch gibt entscheidende Verstehenshilfen zu einem weitestgehend unverständlich gewordenen Glaubensartikel, überraschende Einsichten zu den weihnachtlichen Texten aus dem Matthäusevangelium unter Hinzuziehung frühjüdischer Schriften, engagierte Gesprächsimpulse für eine christlich-jüdische Verständigung zur Frage der Messianität Jesu, herausfordernde und ermutigende Perspektiven für ein erneuertes Kirchenverständnis.