Finding female voice
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Viac o knihe
Während sich die Yoruba des südwestlichen Nigeria seit geraumer Zeit über ein reges literarisches und ethnographisches Interesse seitens der Wissenschaft freuen können, sind Studien zur Erzählkunst oder oralen Literatur, die Einblicke in Glaubenskonzepte, Wertvorstellungen und Praktiken innerhalb des soziokulturellen Systems dieser Ethnie bieten, eher selten. Diese Lücke wird nun durch die vielseitige oralliterarische Studie von George Olusola Ajibade geschlossen. Eingebettet in den beschreibenden und theoretischen Kontext einer klassischen Ethnographie, präsentiert der Autor äußerst gekonnt eine volkstümliche Form von oraler Dichtkunst in guter Übersetzung und bietet damit eine umfangreiche Beschreibung der mündlichen Hochzeitsdichtung der Yoruba. Indem dieses Genre als kulturelles Erbe und soziales Kapital verstanden wird, kann die Wichtigkeit dieses Aspektes der Yoruba-Kultur für die Gestaltung von Geschlechterverhältnissen und weiblicher Identität deutlich gemacht werden. Entgegen der verbreiteten Meinung die Yoruba-Gesellschaft sei eine ‚geschlechtslose‘, weist Ajibade anhand der Hochzeitsdichtung als Bestandteil der Yoruba-Oratur, die Stellung der Frau in Geschlechts- und Machtbeziehungen ohne Zweifel nach. Wurden die Yoruba-Frauen oft als ‚ohne eigene Stimme‘ beschrieben, zeigt der Autor, dass sie ganz im Gegenteil ihre Stimme in der Performanz der Hochzeitsdichtung einsetzen, um ihren Platz im sozio-politischen Raum der Gesellschaft zu behaupten. Diese Form des Einflusses auf die Geschlechterverhältnisse sowohl im privaten als auch öffentlichen Bereich, tritt somit erst auf den zweiten Blick offen zu Tage. Das vorliegende Werk bietet einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung interkultureller Verständigung und ist mit seinem multidisziplinären Ansatz, es werden unter anderem Bereiche wie Linguistik, Literatur, Geschichte, Ethnologie, Religionswissenschaften und die bildenden Künste behandelt, interessant für eine breitgefächerte akademische Leserschaft.