Mannheimer Villen
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Viac o knihe
Innerhalb weniger Jahrzehnte nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs wurde aus der biedermeierlichen Idylle Mannheims eine rasant wachsende Großstadt - die 'amerikanischste' unter den deutschen Städten, wie man damals sagte. Die günstige geografische Lage beförderte Handel, Banken und Industrie und so mancher heutige Weltkonzern wurzelt in der Stadt an Rhein und Neckar. Selbstbewusst feierte 1907 die ehemalige kurfürstliche Residenz ihren 300. Geburtstag und gleichermaßen prächtig dehnte sich die Stadt über ihre alten Grenzen aus. Banken, Börse, Rosengarten und Friedrichsplatz, neue Warenhäuser und Wohnbauten veränderten in nur wenigen Jahren das Bild der Straßen von Grund auf. Für die zu Reichtum, Ansehen und Einfluss gekommenen Unternehmer wurde es zu einer gesellschaftlichen Selbstverständlichkeit, dies auch im Rahmen ihres Hauses sichtbar werden zu lassen. Zunächst in den noch grünen Randgebieten des alten Stadtkernes, dann in neu erschlossenen Villengebieten wuchsen in kurzer Zeit oft dicht an dicht hochherrschaftliche Häuser aus dem Boden. Trotz ihrer äußerlich sehr individuellen Gestalt folgen alle Villen einem zunehmend fester gefügten gesellschaftlichen Kanon, den sich die neuen bürgerlichen Schichten selbstbewusst zu schaffen wussten. Für dieses allgemein verbreitete 'bürgerliche Zeremoniell' liefert das Beispiel Mannheims exemplarisches Anschauungsmaterial. Nicht nur das Raumprogramm, auch die Ordnung der Zimmer und ihre Gestalt folgen diesen Konventionen. Die strikte Trennung zwischen kunstvoll inszenierter Repräsentation im Erdgeschoss und den privaten Zimmern der Familie im Obergeschoss wird zur unumstößlichen Regel. Dennoch sollte jedes Haus ein 'malerisches und behagliches' Individuum werden, eine besondere Herausforderung für die Architekten. Mehr als ein Dutzend der zahlreichen Mannheimer Baumeister hatte sich auf die Errichtung von Wohnhäusern und Villen konzentriert, allen voran Rudolf Tillessen, Mannheims 'Villenbauer'. Doch auch bekannte auswärtige Architekten wie Edwin Oppler, Kayser & von Großheim, Jakob Hochstetter, Hermann Billing, Curjel & Group=3& Publisher=88462& Title=289& Moser und Oswin Hempel wurden in Mannheim mit Aufträgen bedacht. Dementsprechend vielfältig war das Bild, das vor allem die als Villenviertel neu geplante Oststadt am Luisenpark bot. Die verheerenden Zerstörungen des zweiten Weltkrieges haben davon nicht viel übriggelassen, aber auch die Jahrzehnte danach gingen wenig pfleglich mit dem architektonischen Erbe um. Anliegen dieses Buches ist es, sowohl diese Überreste wie den verlorenen Kontext und die Bedingungen, in denen diese einst mit allem Aufwand errichteten Villen entstanden, wieder erfahrbar und sichtbar zu machen. Erstmals seit einem Jahrhundert lassen zahllose alte und neue Abbildungen, vielfach erstmals und aus entlegenen Quellen gesammelt, das Bild einer zu Unrecht vernachlässigten Epoche Mannheims wieder auferstehen.