Der vorjohanneische Passionsbericht
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Die Aufgabe einer diachronen Analyse des Johannesevangeliums ist in der neueren Forschung zugunsten von Auslegungsmethoden, die sich auf die Endgestalt des Textes konzentrieren, in den Hintergrund gedrängt worden. Zugleich wird neuerdings zunehmend damit gerechnet, dass Johannes die synoptischen Evangelien voraussetzt und kennt. Im Gegensatz zu diesen beiden Forschungstrends rückt F. Schleritt die Frage nach der Genese des vierten Evangeliums in den Mittelpunkt des Interesses und zeigt, dass der von den Synoptikern unabhängige Evangelist den zweiten Teil seines Werkes, aber auch den von der Tempelreinigung handelnden Abschnitt auf der Grundlage eines eigenständigen Berichts über die letzten Tage, die Passion und die Auferstehung Jesu verfasst hat, der auf denselben Erzählzusammenhang wie die von Markus benutzte Leidensgeschichte und eine von Lukas aufgenommene Sonderüberlieferung zurückgeht. Dabei kommt im Vollzug der Analyse und der Interpretation nicht nur die theologische Eigenart der vorjohanneischen Quellenschrift als eines Zeugnisses der Auseinandersetzung früher Christen mit jüdischen Einwänden gegen die Messianität Jesu, sondern auch das spezifisch johanneische Verständnis der Passion und Auferstehung Jesu in den Blick.