Jakobs Traum und der Aufstieg des Menschen zu Gott
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Viac o knihe
Vorstellungen einer „Himmelsleiter“ als Verbindung zwischen dem Göttlichen und dem Menschen fanden und finden sich in fast allen Religionen. Bei aller Unterschiedlichkeit in der inhaltlichen Ausgestaltung liegt ihnen stets das gleiche Grundanliegen zugrunde: die Überwindung der menschlichen Kontingenz, sei es durch einen 'Abstieg Gottes zu den Menschen' oder einen 'Aufstieg des Menschen'. In diesem Sinn lässt sich die Himmelsleiter als komplexes kosmisches, eschatologisches Symbol sogar als Grundmotiv einer jeden Religion auffassen. Eine spezifische Variante des Topos stellt die biblische Erzählung von Jakobs Traum von der Himmelsleiter (Gen 28, 10–22) dar, deren bildlichen Darstellungen in der Kunst des byzantinischen wie lateinischen Mittelalters diese Untersuchung gewidmet ist - von den ältesten erhaltenen Werken der Spätantike bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. Dabei ist festzustellen, dass der lateinische Westen des 12. Jahrhunderts die Motive des Jakobstraums und der Himmelsleiter bzw. des 'Aufstiegs' des Menschen besonders differenziert und vielgestaltig in Bildwerke umgesetzt hat - ein deutliches Zeichen für den damaligen Umbruch vom 'Objektivismus' des Frühmittelalters hin zu einem stärker subjektivistisch geprägten Denken, der anhand der einzelnen Werke aus dieser Epoche beschrieben werden kann. Im Mittelpunkt der Publikation steht die Frage nach der Deutung der Bilder, was zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den theologischen und allgemein geistesgeschichtlichen Auffassungen einerseits sowie andererseits der Einstellung zur Kunst und ihrer Funktion in jener Zeit führt. Selten wird das komplexe Wechselverhältnis von geistesgeschichtlicher Entwicklung und Bildsprache-/aussage, von Geistes- und Kunstgeschichte so deutlich wie hier. Aus dem Inhalt: Jakobstraum, Himmelsleiter und die philosophischen Aufstiegsmodelle; Jakobstraum und Aufstieg im christlichen Denken (Exegese des Jakobstraums; Aufstiegsdenken); Bildwerke der Spätantike: u. a. die Himmelsleiter in der Ikonographie der Heiligen; Bildwerke aus Byzanz: u. a. die „Scala Paradisi“ des Johannes Klimakus; Bildwerke des lateinischen Mittelalters: Christus und die Kirche; die Heilsgeschichte und der Mensch; die Himmelsleiter als Bild des Aufstiegs des Menschen zu Gott (Aufstieg in der Tugend, Aufstieg in der Erkenntnis, Aufstieg in der Demut, Eschatologie); Ausblick: die Zeit nach 1300 etc.