Tagebuch eines Hochsensiblen

Ich erinnere mich an eine Zeit, die es nicht mehr gibt. Eine Zeit, wo Kinder aller Altersstufen in Mannheims Höfen spielten bis die Dunkelheit hereinbrach und die Eltern von Balkonen unsere Namen riefen. Ich erinnere mich an eine Zeit, wo meine Mutter den ganzen Tag für mich da war, mein Vater aber selten. Und ich erinnere mich an die vielen Kriegsgeschichten meiner Großeltern, über die sie selten gerne sprachen. Ich erinnere mich an eine Zeit, wo Tante-Emma-Läden hip waren und in großen Kinos Godzilla und King Kong in Schwarz-Weiß über die Leinwand flimmerten. Eine Zeit, wo jeder Groschen in die Kaugummiautomaten wanderte und Schüler sich Mohrenköpfe in trockene Brötchen quetschten. Ich bin ein 64er Jahrgang und von uns gibt es viele. Ich möchte von dieser Zeit erzählen, weil ich vieles ganz anders erfahren habe als die über eine Million Deutsche, die mit mir in diesem Jahr geboren wurden.