Der Dachschaden
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Viac o knihe
Der Himmel sah bedrohlich schwarz aus. „Geh schon mal rein“, sagte Jan, „Ich bring die Moppeds noch in die Garage.“ Fienchen zog ihre Motorradkleidung aus, die Stiefel. Ihr war einfach nur noch heiß. Ein Gewitter würde die Luft reinigen. Und dann würde sie alle Fenster aufmachen und richtig durchlüften. So dass man endlich wieder frei atmen könnte. Fienchen stand am Flur am Fenster, als die ersten Schüsse fielen. Sie hatte den Griff schon in der Hand und wollte alles aufmachen, was aufzumachen geht, einmal richtig Durchzug machen. „Boah, sind die groß“, staunte sie noch still, als sie die ersten Tennisball großen Hagelkörner auf den Pflanzkübel vorm Fenster fallen sah. Und dann flogen ihr auch schon die Glasscherben des zerschmetterten Fensterflügels entgegen. Überall im Haus klirrte es, brach Glas, Dachziegel... Acht Minuten dauerte etwa der Reutlinger Hagelsturm. Danach war nichts mehr wie es vorher war. Für mich schein die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Welt hatte irgendwie aufgehört, sich zu drehen. Vielleicht hat sie aber auch einfach nur die Richtung gewechselt. Drei Tage vor Weihnachten begann sie, erst ein bisschen stockend und quietschend, aber dann immer runder und gleichmäßiger, sich weiter zu drehen. Wir hatten wieder ein Dach überm Kopf. Viele haben es ähnlich erlebt Wie ich die Zeit erlebt habe, haben so oder ähnlich viele andere hier im Landkreis ganz ähnlich empfunden. Damit es in Erinnerung bleibt - und natürlich auch ein bisschen um die Zeit selbst zu verarbeiten, habe ich unsere Geschichte aufgeschrieben.