"Man hat halt so eine Sehnsucht in sich ..."
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Viac o knihe
Auch unter bayerischem Himmel treibt Gott Eros sein Unwesen - oder sollen wir lieber sagen: Wesen?! Schließlich ist er Urgrund aller Schöpfung; ohne ihn gäb`s uns nicht. So ist es kein Wunder, dass nichts die menschlichen Gemüter so erregt wie die Geschichten, in denen er mit von der Partie ist. Das ist in Bayern nicht anders wie sonst auf der Welt, doch prägt sich das Thema in barocken Gegenden besonders kräftig aus: satt, sinnlich, sündig. Ein weites Feld, in dem es eher dionysisch als gesittet zugeht, rauschig grenzübergreifend, komisch, manchmal sogar tragisch. „Eros in Bayern“ hat in Selbstdarstellung und Außenverständnis vom bairischen Wesen mit „der Alm“ zu tun, auf der „gibt`s koa Sünd“ , oder auch mit der liedhaftigen Aufforderung „Geh, Deandl, mach die Fensterl auf...“ und so weiter. Aber darüber hinaus gibt es unzählige andere Spielarten der sinnlichen Anziehung. Genügt sie sich doch manchmal in der Form zarter Andeutungen oder wird gar artifiziell sublimiert; in anderen Ausprägungen geht es konkret um die Bedürfnisse des Leibes und das Zeugen von Nachkommen. All diese Varianten waren und sind immer auch in der Literatur ein Thema. Und da Autoren immer auf die gesellschaftlichen Verhältnisse ihrer Zeit reagieren, ersteht in ihren Werken gleichsam eine Sittengeschichte. Mit seiner Auswahl von Texten aus zehn Jahrhunderten zeichnet Gerd Holzheimer diese Sittengeschichte nach. Zu Wort kommen Künstler und Bauernknechte, Könige und Dichterinnen, Revoluzzer und Mätressen... Die vielen Möglichkeiten körperlicher und geistig-seelischer Anziehung leuchten wie in einem bunten Kaleidoskop auf und folgen dem Ablauf einer Liebesgeschichte, wie sie sich oft und oft im wirklichen Leben abspielt. In seinen klug-amüsanten Einführungen und Überleitungen entwickelt der Herausgeber unterschwellig gar eine kleine bayerische Literaturgeschichte. Mit dem Band präsentiert er uns ein Lesevergnügen ersten Ranges über ein sehr menschliches Thema.