Dialog mit der Kälte
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Viac o knihe
Klaus Wieser ist ein akribischer Beobachter. Er sieht mit dem Herzen und schreibt mit Verstand: Gedichte in kurzzeiligen freien Rhythmen, fast immer in Strophenform, zumeist mit prosaischem Unterton. Der Blick des Betrachters konzentriert sich auf Gegenständliches: Fasst, ja wurzelt am und im Phänomen. Erscheinungen sind und geben Anlass für Metapher und Wortspiel. Persönliche Erfahrungen werden auf ihre Ursprünglichkeit hin überprüft, mit All-Gemeinem verglichen und/oder diesem ausgesetzt. Verdichtung geschieht im Vers(s)uch „mit einer Hand voll Worten vielen [zu] sagen“ (Karl Krolow). Blickte man in dieser Tradition des sogenannten „Naturgedichts“ bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zurück, stieße man unweigerlich auf Wilhelm Lehmann. Und wäre ein geneigter Leser nach wie vor in der Lage, dieser Magie von Worten zu folgen, dann stünde dem nichts entgegen, einzutauchen in Wiesers lyrische Welten. In eine Mythologie, ausschließlich von Diesseitigem geprägt und durchdrungen: von „almen“, „mit schweinen/zwischen mäusedreck und wespennestern“; … „gedanken [die] anhalten/neben granatapfel und mönchspfeffer“; oder: während „in plastikkübeln verroten/die küchenabfälle“ … „betörend duftet der jasmin“. Manchmal beengt in und um Bad Hall, dann wieder unterwegs zwischen Skandinavien und der libyschen Wüste, bilden Fluss, See oder Sternenhimmel beziehungsweise stellvertretend das Biotop „Balkon“ die Ausgangspunkte seiner Seelenwanderungen durch die Landschaft: bis und dann „wenn die asche/die letzte glut erstickt/beginnt der dialog der kälte“. ( Till Mairhofer )