Das Leben des Heiligen Hermann Katz
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Was hier als Buch erscheint, grenzt an eine Sensation. Der als verschollen geglaubte Roman 'Das Leben des Heiligen Hermann Katz' wird zum ersten Mal überhaupt veröffentlicht. Der Herausgeber Michael Fisch konnte im Nachlass des Autors Robert Wolfgang Schnell im Deutschen Literaturarchiv in Marbach das noch einzig erhaltene Typoskript ausfindig machen. In Schnells Todesjahr 1986 druckte der Luchterhand das letzte Buch von ihm. Dieser Band mit dem provozierenden Titel 'Der Weg einer Pastorin ins Bordell' enthält sechs Erzählungen, von denen seinerzeit vier aus dem hier nun vorliegenden Nachlassroman zur Veröffentlichung ausgewählt wurden. Diese letzte Veröffentlichung zu Lebzeiten suggerierte das Ende des literarischen Werkes von Robert Wolfgang Schnell. Dem ist nicht so, denn es findet sich im Nachlass noch ausreichend Unpubliziertes, darunter dieser Roman. Bereits in dem soeben innerhalb der 'Werke in Einzelausgaben' wieder aufgelegten Roman 'Erziehung durch Dienstmädchen' schreibt der Autor über die enge Welt des Wuppertaler Bürgertums aus der Sicht des Knaben Ernst Brück und auf der historischen Folie der fehlgeschlagenen Novemberrevolution und dem sich anschließenden Kapp-Putsch und dessen Niederschlagung von 1919 bis 1920. Der nun endliche vorliegende Roman 'Das Leben des Heiligen Hermann Katz' schließt hier chronologisch an, allerdings aus der Perspektive des Pubertierenden Hermann Katz. Vermittelt werden Typen und Charaktere mit ihren Träumen und Hoffnungen, Erwartungen und Enttäuschungen aus der bergischen Zeit von 1921 bis 1932. Gefangen von den Wirrnissen der Pubertät und schließlich befreit aus der spießbürgerlichen Enge gelangt der Protagonist von Wuppertal nach Rostock und zurück in das Tal des schmutziges Flusses. Robert Wolfgang Schnell schreibt wie gewohnt atmosphärisch dicht und psychologisch stimmig. Er hat, wie es Harald Hartung treffend aussprach, einen guten Sinn für die Ökonomie der Handlung, für bezeichnende Details und für die Nuancen der gesprochenen Sprache. Schnell will erneut die eigene Geschichte künstlerisch bewältigen und für seine Leser gestalten. Erneut träumt der Autor den Traum einer Geschichtsvorstellung deren oberstes Prinzip der Frieden ist, der nur auf einer gerechten Güterverteilung beruhen kann. Diese Drehpunkte formt sich Robert Wolfgang Schnell in seiner Stadt Wuppertal.