Corporate Governance
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Viac o knihe
AuszugVor zehn Jahren, am 26. Februar 2002, übergab Dr. Gerhard Cromme in seiner Funktion als Vorsitzender der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex das Ergebnis ihrer Beratungen an die damalige Bundesjustizministerin Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin. Aus der Holzmann-Krise geboren, haben sich die im Kodex enthaltenen Leitlinien für gute Unternehmensführung inzwischen zu einem wichtigen Teil unserer Wirtschaftskultur entwickelt. Der Kodex fasst die Grundsätze guter Unternehmensführung zusammen und dient so in- und ausländischen Investoren als Katalog zur Beurteilung börsennotierter Unternehmen in Deutschland. Neben einem Überblick über geltende gesetzliche Corporate Governance-Regelungen enthält der Kodex anerkannte Standards für gute Unternehmensführung, die als Empfehlungen formuliert sind und deren Umsetzung freiwillig ist. Falls eine Empfehlung nicht umgesetzt wird, ist dies ausdrücklich zu begründen („Comply or Explain“). Während die Bundesregierung vor zehn Jahren noch skeptische Fragen erntete, ob eine freiwillige Lösung im Rahmen einer Selbstverpflichtung der Wirtschaft die erwünschten Fortschritte in der Corporate Governance bringen könne oder ob dafür nicht vielmehr Gesetze notwendig seien, gilt der Kodex heute als Erfolgsgeschichte. Die große Mehrheit börsennotierter Unternehmen in Deutschland ist mittlerweile für eine gute Corporate Governance sensibilisiert. Dennoch steht das Thema Corporate Governance heute wieder auf der Tagesordnung der Regulatoren. Die globale Wirtschafts- und Finanzkrise hat die Governance-Fortschritte der vergangenen Jahre überschattet. So werden bei der Suche nach möglichen Ursachen dieser Krise auch Schwächen in der Leitung und Kontrolle der Unternehmen diskutiert. Zunächst standen nur Finanzdienstleister am Pranger, doch die Diskussion hat sich mittlerweile auf Großunternehmen aller Branchen ausgeweitet. Forderungen nach einer strengeren Regulierung, insbesondere auf europäischer Ebene, wurden laut. Allerdings sollte, statt übereilte gesetzliche Reformen vorzunehmen, zunächst das Potential auf Basis der geltenden Rechtslage ausgeschöpft werden. So könnten etwa Aufsichtsrat und Abschlussprüfer ihre Kontrollmöglichkeiten noch viel besser nutzen, indem sie enger zusammenarbeiteten. Hierbei ist vor allem an einen intensiveren Austausch von Informationen während des Prüfungsprozesses zu denken. Weitere Verbesserungsmöglichkeiten bestehen bei der Umsetzungsqualität des Kodex. Angesichts der hohen Entsprechungsquoten ist zu überlegen, ob nicht eine gesunde Abweichungskultur, die unternehmensspezifische Umstände berücksichtigt, sinnvoller wäre. Tatsache ist, dass Aufsichtsräte und Vorstände bislang nur bedingt von dieser Flexibilität, die dem Kerngedanken des Kodex entspricht, Gebrauch machen. Abweichungen von den Empfehlungen müssen allerdings schlüssig begründet werden. Die Herausgeber Ernst & Young und F. A. Z.-Institut haben für die vorliegende Studie im Laufe dieses Jahres mit führenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Forschung und Politik gesprochen und sie nach ihren Erfahrungen mit dem Kodex und guter Unternehmensführung sowie nach Verbesserungsvorschlägen befragt. Dabei wurde eine Reihe interessanter Anregungen genannt. Insgesamt zeigten die Interviewpartner eine hohe Zufriedenheit mit dem Deutschen Corporate Governance Kodex, so dass das Fazit zum zehnjährigen Bestehen durchweg positiv ausfällt.
Parametre
- ISBN
- 9783899816464