Iseion
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Viac o knihe
Gegenstand dieser Untersuchung ist der Bezug zwischen Raumgestaltung und Kultpraxis in den Heiligtümern gräco-ägyptischer Götter in der hellenistisch-römischen Zeit. Die Studie trägt die gesamte archäologische Evidenz von 69 Kultkomplexen im Mittelmeerraum zusammen, die zwischen dem 3. vorchristlichen Jahrhundert und dem 4. nachchristlichen Jahrhundert in Gebrauch standen. Das bisherige Fehlen eines solchen Überblicks ist einerseits darauf zurückzuführen, dass man – grosso modo – davon ausging, im 11. Buch von Apuleius’ „Metamorphosen“ sei alles über den Kult um Isis und Sarapis festgehalten. Andererseits spiegelt sich darin das Manko wider, dass die Bearbeitung dieses Themas eines fachübergreifenden ›ägyptologisch-klassisch archäologischen‹ Zugangs bedarf – etwas, das von der Forschung in der Regel bislang weiträumig umgangen wurde. Ziel dieser Arbeit ist es deshalb, die Dialektik zwischen diversen Architekturen und literarisch wie ikonografisch überlieferten Ritualen aufzuzeigen: es wird untersucht, inwieweit die archäologischen Befunde Rückschlüsse über die geografische, sozialpolitische und kultische Entwicklung innerhalb der gräco-ägyptischen Religion erlauben. Denn, so erstaunlich es scheinen mag: In kaum einer Untersuchung wurde die Archäologie – die Heiligtumsarchitektur und die im Kontext entdeckten Funde – bis dato als Hauptquelle herangezogen. Die Kultbeschreibungen in den „Metamorphosen“ galten ja als Quelle schlechthin – aufgrund derer Apuleius’ sehr allgemein gehaltene Informationen schematisch auf alle Heiligtümer übertragen wurde. Eine funktionsanalytische Erfassung der Architektur, um sie hierauf mit altägyptischen Heiligtümern zu vergleichen, blieb ebenso aus – obwohl die Assimilation ägyptischer Religion in den griechisch-römischen Mittelmeerkulturen für ein tiefes Verständnis komplexer Kulturphänomene unabdingbar ist. Denn dann zeigt sich, dass die kultischen Bedürfnisse der Architektur klare Vorgaben lieferten, sich aber auch eine Reihe anderer Faktoren – lokale Gegebenheiten, regionale Bautraditionen oder soziales Umfeld – auf die Gestaltung der Sakralbauten einwirkten. Erst aus der Zusammenschau unterschiedlichster Kontexte lässt sich so ein differenziertes Bild der eigentlichen Kultpraktiken gewinnen. Für deren Erschließung und Deutung war es daher notwendig die Anlagen in ihrer ganzen Komplexität – auch im Spannungsfeld altägyptischer Vorbilder – zu betrachten.