Beraten & verkauft
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Viac o knihe
Ein großes Thema treibt die Zunft der so genannten Enthüllungsjournalisten um, die Leyendeckers, Ulfkottes und Roths: Wer regiert dieses Land wirklich? Das organisierte Verbrechen, die Lobbyisten, die Angst vor den Terroristen, die medienfixierte Politikerkaste oder die Unternehmensberater? Letzteres legt Thomas Leif in diesem Bestseller nahe. Von der \"Berater-Manie einer McKinsey-Gesellschaft\" spricht er und beschreibt damit die unstrittige Tatsache, dass es zur Normalität geworden ist, Berater zu engagieren, um interne Prozesse neu auszusteuern, Einsparpotenziale zu entdecken oder einfach unpopuläre Entscheidungen zu kommunizieren -- und dies nicht nur in den mittleren und großen Unternehmen, sondern auch im politischen Entscheidungsprozess. Leif hat sich hineinbegeben in eine nach außen abgeschirmte Welt, hat Interviews mit Insidern geführt, Fallstudien ausgewertet, Einschätzungen des Bundesrechnungshofes analysiert, vertrauliche Dokumente wurden ihm zugespielt. Das Ergebnis ist ernüchternd, wenn nicht erschreckend: Fest etabliert hat sich eine höchst einflussreiche Branche, die Unternehmen steuert, den DAX mitbestimmt und in originär demokratische Prozesse eingreift. Täte sie dies mit Sachverstand, wäre dies zwar auch bedenklich, aber weniger dramatisch. Doch Leif attestiert den Beratern einen ausgeprägten Hang zur Vereinfachung komplexer Strukturen, gepaart mit dem aufgesetzten Habitus grenzenloser Kompetenz. Dabei hätten sie eine enorme \"Macht ohne Verantwortung\" angesammelt -- Haftung ausgeschlossen. Die nicht selten durchschnittlichen und mitunter verheerenden Konsequenzen ihrer PowerPoint-Präsentationen trügen die Unternehmen, ihre Mitarbeiter und natürlich die Steuerzahler. Derweilen erwirtschaften Roland Berger und McKinsey Deutschland jeweils eine halbe Milliarde Euro im Jahr und arbeiten stetig an der Akquirierung neuer Aufträge, um das profitable Consulting-System am Leben zu erhalten. Thomas Leif, etablierter Parteienforscher und Chefreporter des SWR, hat gründlich recherchiert und belegt seine Thesen ausführlich und überzeugend. Deutlich wird, dass ihm nicht daran liegt, einer in der Öffentlichkeit ohnehin häufig kritisierten Branche einen weiteren Tritt zu versetzen. Vielmehr geht es ihm darum zu verhindern, dass weiterhin undurchsichtige Beraterfirmen das wirtschaftliche Geschehen und zunehmend auch politische Richtungsentscheidungen in diesem Land bestimmen. --Henrik Flor, Literaturtest