Politische Satire und Karikatur
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Viac o knihe
Wer war William Hone? Im traditionellen Kanon der englischen Literatur hat er nichts Bleibendes hinterlassen. Literaturgeschichten führen seinen Namen kaum; eine kritische Werkausgabe gibt es nicht; und das generell dürftige Äußere seiner Schriften ist Hinweis für seinen bescheidenen Status auch dort, wo vor allem Schönheit zählt. Die Indizien sind eindeutig: Hone war keiner der großen Autoren seiner Zeit - niemand, den man heute noch kennt. Zugleich aber stimmt, daß seinen Namen einst all jene kannten, die an aktuellen Fragen des Tages Anteil nahmen und offen waren für Schriften, die solche Fragen aufgriffen. Denn William Hone (1780-1842) - Buchhändler, Verleger, Autor - war ungeeignet dafür, nur Zuschauer zu sein und das Geschehen seiner Zeit als Zaungast zur Kenntnis zu nehmen. Hone nahm aktiv Anteil, und „seine Zeit“ waren Jahre von Unsicherheit und Umbruch, die in England auf Napoleons Niederlage folgten. Es war eine Zeit sozialer Unruhe und wirtschaftlicher Depression, in der die Legitimation der bestehenden Ordnung zunehmend in Frage gestellt wurde. Unbehagen an der politischen Kultur veranlaßte zahlreiche Bereiche des zeitgenössischen Lebens zu unterschiedlichsten Reaktionen. „England in 1819“, Shelleys Sonett, ist das vielleicht bekannteste Dokument für das Engagement auch der Literatur. Zu denen, die mit literarischen Mitteln Einspruch erhoben, zählte auch William Hone. Seine Mittel aber waren nicht Gedicht oder Roman, nicht akribische Analyse oder visionärer Weltentwurf, sondern satirische Verzeichnung der zeitgenössischen Realität durch polemische Schriften geringen Umfangs, mit denen er ein breites Publikum erreichte. Seine Waffe war das Pamphlet, das häufig in enger Zusammenarbeit mit George Cruikshank (1792-1878) entstand, dem vielleicht erfolgreichsten Karikaturisten dieser Zeit. Hier, im Grenzland von Literatur und Geschichte liegt die Geltung desjenigen begründet, dessen Name einst in aller Munde war. Grenzland war sein Standort in mehrfacher Hinsicht. Denn Hones Texte mit Cruikshanks Graphiken standen meist zwischen Extremen - erst zwischen Zustimmung und Ablehnung, dann zwischen Popularität und Vergessen.