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Die Verfassung der kulturell fragmentierten Gesellschaft

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Unter modernen Bedingungen bestimmt der Umgang mit Fremden einen immer größeren Teil der menschlichen Sozialbeziehungen. Um die damit verbundenen Gefahren in den Griff zu bekommen, müssen sich immer mehr Menschen mit immer heterogeneren Wissensbeständen auf adäquate Spielregeln für individuelles Handeln einigen. In einem ersten von drei Schritten zeigt das vorliegende Buch, dass sich Menschen das zum Handeln benötigte Wissen über die Verinnerlichung sozial konstruierter Wissenssysteme aneignen (Berger/Luckmann, Popper, Wittgenstein) und dass ein großer Teil des so erworbenen Wissens impliziter Natur ist (M. Polanyi). Explizites Wissen bringen die Menschen erst hervor, wenn sie sich kontrovers mit diesem gemeinsamen Wissensbestand auseinandersetzen (Arendt, Latour). Im zweiten Teil der Arbeit wird die Lage von Menschen thematisiert, die vielen unterschiedlichen Wissensgemeinschaften gleichzeitig angehören können. Weil sie dann zwischen den Gruppen hin und her wechseln und möglicherweise die eine gegen die andere ausspielen können, werden sie füreinander zunehmend unberechenbar. Dann aber dürfen sie sich nicht mehr auf die konkreten Wissensbestände ihrer Gemeinschaften verlassen, sondern müssen sich konventionelle Vorstellungen über die Welt und den adäquaten Umgang mit ihr zu eigen machen (Dewey, Rorty). Das Ergebnis ist die Ausbreitung eines Weltbildes, das durch die Unsicherheit der eigenen Wissensbasis gekennzeichnet ist, durch Individualismus und das Streben nach vielfältig einsetzbaren Ressourcen (Ayres). Im dritten Teil der Arbeit wird diese Sicht auf die Welt dazu benutzt, ein konventionalistisches Weltmodell als Grundlage für kollektives Handeln vorzuschlagen. In dem Maße, in dem die Menschen den Konsens wollen, werden sie ein Modell ihrer Lage als Verhandlungsgrundlage hinnehmen, das wie eine Regressionsfunktion die aufsummierte Differenz zu den in der Gesellschaft vorhandenen Weltbildern minimiert. Gelingt ihnen das, können sie dem politischen Prozess einen gemeinsamen Ausgangspunkt verschaffen, der ihnen unter Rückgriff auf möglichst viel des in der Gesellschaft verstreuten Wissens (Hayek) die Identifikation und Bereitstellung öffentlicher Güter erlaubt (Olson, Buchanan). Weltmodell und resultierendes Regelwerk sind dabei nicht statisch, sondern müssen im politischen Meinungs- und Willensbildungsprozess kontinuierlich an sich ändernde Verhältnisse angepasst werden.

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2001

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