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Unermüdlicher Kämpfer für Frieden und Menschenrechte

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Kurt Richard Grossmann, dessen Leben und Wirken in der vorliegenden Biographie skizziert werden, ist »heute auf eigenartige Weise fern und präsent. » Er ist fern, da es fast keine Arbeiten über ihn gibt und auch die Zahl der überlieferten persönlichen Dokumente sehr gering ist. Kurt Grossmann ist jedoch zugleich präsent, da sein Name jedem begegnet, der sich mit dem Pazifisten Carl von Ossietzky, der Geschichte der Emigration im Dritten Reich, insbesondere der in die Tschechoslowakei, oder der Wiedergutmachung in der Bundesrepublik Deutschland beschäftigt. Grossmann ist somit heute selber ein »unbesungener Held«, um den Titel eines seiner wichtigsten Bücher zu zitieren, das im Nachkriegsdeutschland eine große Breitenwirkung hatte und den Helfern von Nazi-Opfern, wie Oskar Schindler, bereits im Jahre 1957 ein publizistisches Denkmal setzte. Standen während seiner Jahre als Generalsekretär der »Deutschen Liga für Menschenrechte« von 1926-33 zumeist juristische Hilfen und praktische Ratschläge im Vordergrund des Wirkens, so traten sowohl in den Prager Jahren als auch in der Pariser Zeit die existentielle Unterstützung und die Entwicklung neuer Lebensperspektiven in der Emigration in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten. Das »Grossmann-Comité« (Wilhelm Sternfeld) war für mehrere hundert Flüchtlinge der einzige Rettungsanker im Exil. Grossmann war für viele tausend Menschen die einzige Hoffnung sowohl beim nackten Überlebenskampf in der Emigration als auch danach im Ringen mit einer übermächtigen Bürokratie in Wiedergutmachungsfragen. Die Rolle als »Ombudsmann« (Robert Kempner) schien ihm zur zweiten Identität geworden zu sein. Seine politisch-gesellschaftlichen Vorstellungen der frühen vierziger Jahre in den USA für ein künftiges Deutschland bzw. konföderiertes Europa blieben unrealisierte theoretische Überlegungen. Die gemeinsam mit Veit Valentin initiierte Unterstützungsaktion half hunderten von deutschen »Antimilitaristen« sowohl materiell als auch ideell in den ersten schweren Nachkriegsjahren. Die exakte Bedeutung seiner Public Relations/Lobbyistentätigkeit in der Wiedergutmachungsfrage mit einer in der frühen Bundesrepublik vollkommen neuen, unbekannten Agitationsform und politischen Einflußnahme auf den legislativen Entscheidungsprozeß kann in der Retrospektive nicht mehr genau gemessen werden. Die starke Medienwahrnehmung der Stellungnahmen, Kommentare und Vorträge Grossmanns beeinflußten und unterstützten dabei die Verhandlungen und Beratungen in der Entschädigungsproblematik nicht unwesentlich. Die Sensibilisierung der interessierten Öffentlichkeit durch die zahlreichen Zeitungsartikel und öffentlichen Vorträge dürfen in ihrer Bedeutung für den gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozeß jedoch nicht unterschätzt werden. Die neue Ostpolitik der sozial-liberalen Bundesregierung unter dem ihm persönlich bekannten Willy Brandt war für Kurt Grossmann letztendlich der positive Schlußpunkt seines eigenen Lebenskreises, dessen politisch-gesellschaftliche Anfange im Danzig der frühen zwanziger Jahre begonnen hatten und durch deutsch-polnische Verständigungskonferenzen intensiviert worden waren. Nach dem innenpolitischen Abschluß der Wiedergutmachung war damit auch die Aussöhnung mit dem östlichen Nachbarn eingeleitet. Für den, wenige Wochen nach seinem überraschenden Tod, anstehenden 75. Geburtstag waren Ehrungen und Auszeichnungen durch die Bundesregierung und die »Internationale Liga für Menschenrechte« geplant, die das Lebenswerk dieses unermüdlichen Kämpfers für Humanität und Gerechtigkeit krönen sollten.

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1997

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