Eriugena
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Johannes Scottus Eriugena ist die herausragende Gestalt eines spekulativen Denkens im frühen Mittelalter, die Philosophie und Theologie als eine argumentativ zu sichernde Einheit eindrucksvoll verwirklicht hat. Eriugenas theologische Reflexionen sind implizit geleitet von zentralen Fragen des neuplatonischen Philosophierens nach den Formen von Einheit, Sein und Denken. Trotz und in seiner Rückbindung an die platonische Tradition und an die östliche Theologie - er hat neben anderen v. a. Dionysius Areopagita an den Westen durch Übersetzung und Auslegung vermittelt - sind ihm originäre Einsichten gelungen: über den göttlichen Ursprung, dessen kreative Entfaltung in Welt und deren Rückbindung in ihren Grund. Werner Beierwaltes konzentriert sich in dem vorliegenden Buch auf einige Grundzüge dieses Denkens, v. a. auf Eriugenas Überlegungen zu Leistung und Funktion der Sprache, auf sein Konzept einer eigentümlichen Denkform, die die grundsätzliche Insuffizienz der Sprache gegenüber dem Absoluten, zusammen mit „negativer Theologie“, auszugleichen versucht. Eng mit dem Sprachproblem verbunden ist die Frage nach der menschlichen Selbsterkenntnis und dem Selbstbewußtsein: wie dieses in ihm selbst das „absolute, göttliche Selbstbewußtsein“ spiegelt. Umgriffen und ontologisch fundiert ist diese Fragestellung durch eine Analyse der trinitarischen Einheit und deren kreativer Selbst-Entfaltung „nach außen“. Welt wird verstanden als eine in sich differenzierte Harmonie und zugleich als „Metapher“: Ansatz für einen denkenden Rückgang und für einen das Intelligible sinnenfällig gestaltenden Aufstieg in der Kunst - durch das Bild zum Ur-Bild. Reflexionen auf die „Quellen“ Eriugenas haben ihr Pendant in Aufschlüssen über dessen Wirkungsgeschichte, paradigmatisch in Nicolaus Cusanus gezeigt, mit einem Blick auf den Deutschen Idealismus und die Gegenwart (E. Pound und J. L. Borges).