Walters illustrierte Philosophiestunde/Ueber die Verschiedenheiten des menschlichen Sprachbaues
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Wilhelm von Humboldt verfasste diese Schrift in den letzten Jahren seines Lebens. Sie erschien postum 1836, ist also wohl als unvollendet zu qualifizieren. Ihr Titel ist irreführend, ebenso ihre Einordnung in der Ausgabe, nämlich die fünfbändige Werkausgabe. Nun ist Wilhelm von Humboldt eine Figur des Übergangs, in der die “alte” Form wissenschaftliches Arbeitens (ein wenig beobachten, viel spekulieren und theoretisieren) abgelöst wird durch eine neue (viel beobachten, wenig spekulieren und nur Theorien aufstellen, die sich beweisen lassen). In der modernen Bewusstseinsphilosophie von Descartes bis Hegel hat die Sprache kaum Beachtung gefunden – Kants Kritik der reinen Vernunft (1781) ist dafür ein schlagendes Beispiel. Es sind philosophische Außenseiter wie Hamann und Herder, die, ohne eine immer ausreichende philosophische Terminologie zur Verfügung zu haben, auf die Bedeutung der Sprache für das menschliche Selbstverständnis hinweisen. In vielfachem Austausch mit der Weimarer Klassik, vor allem die Gedanken Herders weiterführend, entfaltet Humboldt solche Hinweise.