Kasparow gegen Fischer
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Viac o knihe
Stellen Sie sich vor wir könnten über die Zeiten hinweg die Spielstärken von Schachweltmeistern objektiv miteinander vergleichen. Objektiv heißt hier, mit mathematischer Präzision. Ich hatte mich vor kurzem gefragt, ob es z. B. möglich wäre die objektive Spielstärke von Bobby Fischer im Match gegen Boris Spassky in Belgrad 1992 und von Garri Kasparow im WM-Match 1993 gegen Nigel Short, zu ermitteln. Ich wollte sie gleichsam wie mit einer Zeitmaschine zusammenbringen um sie gegeneinander spielen zu lassen. Dies war zwar nicht möglich, aber ich fand eine Möglichkeit mit der man so etwas im Prinzip konnte: ich nahm mir die Partien vor und lies jeden Zug von Stockfish 6, die die führende Schachmaschine derzeit ist, berechnen. Deshalb konnte ich inzwischen die Frage bejahen, weil man durch den Einsatz der besten Schachengines der Welt ein Objektivitätsmaß zur Verfügung hat mit dem man auf numerischer Basis so etwas bewerkstelligen kann. Wenn man fragt, warum Schach das interessanteste aller Spiele sei, könnte man antworten: weil es über das königliche Spiel mehr Literatur gibt als über alle anderen Spiele zusammengenommen, oder weil es eines der ältesten Brettspiele überhaupt ist oder weil es soviel Aufmerksamkeit heller Köpfe in vielen Epochen auf sich gezogen hat und weil infolgedessen kein anderes Brettspiel jemals so ein hohes Niveau erreicht hat oder weil es im Schach offizielle Weltmeisterschaften seit 1886 gibt, oder weil beim Schachspiel, wenn jeder Spieler einmal gezogen hat, 400 unterschiedliche Positionen entstanden sind. Nach zwei Zügen ergeben sich schon 72.084. Nach bereits drei Zügen über 9 Millionen und nach vier Zügen sogar über 288 Milliarden Möglichkeiten. Bei Spielen mit 40 unterschiedlichen Zügen gibt es viel mehr Positionen als Elementarteilchen im Universum. Es ist reine Mathematik, während einer Spielphase den Sieg zu berechnen.