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Das verborgene Volk

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»Eine gewisse Art, verächtlich über das Volk zu reden, verrät den verkappten Plebejer.« Dieser Satz von Nicolás Gómez Dávila liest sich wie eine Beschreibung des heutigen politisch-gesellschaftlichen Establishments. Daß unser Volk von verkappten Plebejern beherrscht wird, war für Hans-Dietrich Sander eine unbestreitbare Tatsache, hatte er doch das Abgleiten der Parteien-Oligarchie in eine Ochlokratie seit den 1970er Jahren der Bundesrepublik genau beobachtet und beschrieben. Er sah auch früh die wachsende Kluft zwischen den Herrschenden und Beherrschten, die Bonn-Berlin so wenig zu spüren scheint wie vor ihm Pankow. Die Parallelen zur Endphase der DDR: Nichts hatte damals mehr Bestand, was die Deutschen in der DDR einst aus freien Stücken oder Zwang angenommen hatten. So fielen sie in eine Orientierungskrise, die von den Deutschen in der Bundesrepublik nur dürftig mit Geld, Technik und Konsum aufgefangen werden konnte, weil diese selbst in einer Orientierungskrise steckten. Sie wußten es nur nicht, weil noch Bestand hatte, woran sie glaubten oder glauben sollten. Diese Bestände erodieren nun im Zuge der eskalierenden Finalitätskrisen der Bundesrepublik auf dramatische Weise. Den vereinten Deutschen steht der Sturz aus einem eingebildeten Himmel bevor, der keinesfalls ehrenhaft sein wird. Es bedarf nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, was dieser Orientierungssturz für die meisten Deutschen persönlich bedeuten wird. Sander erblickte darin allerdings auch die Chance für eine produktive innere Erschütterung, die die Deutschen nötig hätten, um wieder zu sich selbst zu finden. Das Volk sah er schon lange zu einer bloßen Bevölkerung degeneriert. Es war nicht mehr die gewachsene politisch-kulturelle Gemeinschaft und der »Körper irdischer Metaphysik«, die es über all die Flauten und Stürme der Geschichte getragen hatte, sondern eine amorphe Masse konsumierender Individuen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Die neue deutsche Identität nach 1945 galt ihm als zwangsimportiertes Surrogat aus den Händen der Siegermächte. Das geschah seitens der USA per »softpower«, während die Sowjets weniger subtil vorgingen. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks verschärften auch die Amerikaner ihre Gangart. Was den Deutschen in den letzten Jahrzehnten an Ausplünderung, Fremdbestimmung und Seelendeformation in maliziöser Absicht von ihren Feinden angetan wurde, bezeichnete Sander als »Dritten Weltkrieg« gegen unser Volk, dessen Schäden schlimmer wären als die Kriegsverheerungen des vorherigen: »Wir bieten zur Zeit das abstoßende Bild eines unterworfenen, seinsverlorenen Volkes.« Das genuin Deutsche existierte für ihn im Untergrund schlummernd, nur selten an der Oberfläche in Versatzstücken noch erkennbar. Seine Hoffnung setzte er auf dieses »verborgene Volk«, das eines Tages wieder aufsteigen und zu neuen Ufern aufbrechen würde. Trotz der berechtigten Skepsis überwog bei Sander am Ende die Zuversicht auf eine Remedur. Die seit einigen Jahren anhebenden Bürgerproteste und das blaue Parteiprojekt, deren Entwicklungen er aufmerksam verfolgte, bestärkten ihn in seinen letzten beiden Lebensjahren. In diesem Band sind Texte von Hans-Dietrich Sander versammelt, die der Vorbereitung auf die kommende Orientierungskrise der Deutschen und der Remobilisierung ihrer nationalen Kräfte dienen.

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2018, pevná

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