Ein Kurs in Erster Hilfe für traumatisierte Menschen
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Präambel Im Jahr 2015 waren offiziell mehr als 65 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Im Jahr 2019 registrierte die UN-Flüchtlingskommission bereits 79,5 Millionen geflüchtete weltweit. Sehr viele von Ihnen müssen als komplex traumatisiert angesehen werden: Durch Hunger, Kriegswirren, schwerepersönliche Verluste, Folter, Vergewaltigung und andere Strapazen der Migration. In den westlichen Ländern ist Erste-Hilfe-Leistung nach Katastrophen bereits eine Institution, um chronifizierten posttraumatischen Belastungsstörungen vorzubeugen. Die folgende kleine Broschüre soll Standards der Trauma Erst-Hilfe auf wissenschaftlicher Grundlage vermitteln, aus der sich adäquate Bedingungen für Aufnahme und Unterbringung von traumatisierten Geflüchteten ableiten lassen. Sie kann zur Ausbildung von Trauma-Ersthelfer(n)*innen z. B. in Flüchtlingslagern dienen, und versteht sich als ein Beitrag zur Fluchtursachenbekämpfung. Wir hoffen, dass Aufklärung über die Wirkung von Traumatisierung zusammen mit adäquaten Erstmaßnahmen dazu beitragen können, dass der traumatische Schock so vieler Menschen sich schneller löst und nicht in Verzweiflung oder Destruktivität mündet. Und dass gerade auch bei den Betroffenen selbst langfristig Ressourcen freigesetzt werden, die humanitäre Katastrophen dieses Ausmaßes verhindern helfen. Mögen wir alle nicht aufhören, an Menschlichkeit und Heilung zu glauben. Ursprünglich ist dieses kleine Manual 2016 im Landkreis von Frau Dr. Ulrike Wichtmann entstanden, als Begleitheft für durchgeführte Trauma-Ersthilfe-Ausbildungen für Geflüchtete, damit sie mit einem Basiswissen ausgestattet, ihren traumatisierten Landsleuten auch in ihrer Muttersprache beistehen können. Das kleine Manual wurde bisher in 15 Sprachen übersetzt. Es entstand unter dem Eindruck dieses massenhaften Anfalls von Traumafolge-Symptomen in unserer Gesellschaft, unseren Krankenhäusern und Praxen, sodass die Idee entstand: Warum sollen nicht auch medizinische Laien eine Basis-Fortbildung in diesem Bereich erhalten, ähnlich der Erste-Hilfe-Aus-bildung vor dem Erwerb des Führerscheins, damit sie Berührungsängste angesichts der vielfältigen Symptomatik verlieren, erste Weichen sinnvoll stellen können und damit die Inzidenz von schweren chronischen posttraumatischen Belastungsstörungen vermindern könnten? Therapieplätze sind rar, auch für einheimische Patienten, und eine Traumatherapie ist an sichere äußere Lebensverhältnisse gebunden, sodass sie schon aus diesem Grund für die meisten der Geflüchteten nicht in Frage kommt. Dabei versteht sich der hier vorgeschlagene psychosomatische Ersthilfe-Ansatz nicht nur als Notlösung, da ja die Auswirkungen von schwerer Traumatisierung bis weit in die körperliche, vor allem auch neurologische Selbstregulierung des Organismus hineinreichen. Und insofern sind die Infor-mationen und Übungen nicht nur für traumatisierte Menschen, sondern für alle nützlich, die mit Traumatisierten zu tun haben.