Fortschritt und soziale Entwicklung
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Die Monographie „Fortschritt und soziale Entwicklung“ (1926) enthält „geschichtsphilosophische Ansichten“, denen Tönnies später in seinem letzten großen Werk vom „Geist der Neuzeit“ (1935) ihre endgültige Form gegeben hat. Sie ist, weil auf Vorträgen beruhend, einer jener eher seltenen Texte, die, verständlich geschrieben, gut lesbar sind. In ihr entwickelt Tönnies in soziologischer Perspektive, ausgehend von seiner Begriffsarchitektur, wie er sie zuvor in „Gemeinschaft und Gesellschaft“ (1887) entworfen hatte, charakteristische Merkmale der europäischen (Welt-)Kultur in ihrem Geworden-Sein, in ihrem Werden und ihrem Vergehen. Affinitäten zu Oswald Spenglers epochalem Monumentalwerk vom „Untergang des Abendlandes“ sind unverkennbar. Neben seiner „Kritik der öffentlichen Meinung“ (1922) gilt „Fortschritt und soziale Entwicklung“ als ein weiteres Beispiel seiner geschichtsphilosophisch begründeten „Angewandten Soziologie“, während „Gemeinschaft und Gesellschaft“ den Ruf als Fundamentalwerk der „Reinen Soziologie“ im Rahmen der Begriffsarchitektur von Tönnies für sich in Anspruch nehmen darf.