Literarische Russlandbilder
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Viac o knihe
Russland als „der Osten“, der im westlichen Bewusstsein nur allzu häufig als Kontrastmittel bzw. in der Rolle des „constituting other“ fungiert, kann auf eine lange Tradition spezifischer Zuschreibungen in Form von Images zurückblicken. Die Untersuchung schlägt einen Bogen über 200 Jahre und weiter – angefangen bei den Aufklärern, die Osteuropa als das „Andere“ des Westens erschufen bzw. bei den ersten Russlandreisenden. Und sie bezieht sämtliche Medien – Film, Radio, Feuilleton, Reisebücher sowie Belletristik - sukzessive ein. Die Frage ist: Was liegt den einzelnen Russlandbildern gemeinschaftlich zugrunde? Weitgehend alle Ansätze zur „Erfindung Osteuropas“ bzw. zum gegenseitigen „Othering“ des „Ostens“ und des „Westens“, im Zuge dessen sich die jeweils eigene kulturelle Identität herausbildet, finden sich hier vereint. Ein Stereotypenkatalog wurde geschaffen, der als Instrumentarium auch als Basis weitergehender Literaturuntersuchungen sowie von Untersuchungen im journalistischen Bereich und dem des Verlagswesens dienen kann. Die Untersuchung mündet in die Frage: Wie gehen Autoren seit 1991 mit diesem Fundus an Bildern um? Die Gegenüberstellung von Superiorität und Inferiorität im Verhältnis von „Ost“ und „West“ steht in der sogenannten Transformationszeit erneut zur Debatte. Untersucht werden im Textanalyseteil Werke der neueren Russlandliteratur, die diese Zeit zentral thematisieren. Breiter angelegt sind die Untersuchungen der Romane "The Russian Debutante's Handbook„ von Gary Shteyngart und “Altyn-Tolobas" von Boris Akunin, anhand derer in den „Osten“ bzw. nach Russland reisender Protagonisten Ost-West-Diskurse par excellence aufgerollt werden. Eine über die reine Arbeit am Text hinaus in weiten Strecken literatursoziologische Untersuchung, die Modellcharakter hat - Handreichung sein will zur weiteren Reflexion des westlichen Verhältnisses zum „Osten“.