Poesie und Weisheit in alten Geschichten
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Viac o knihe
Unsere christliche Tradition ist aus dem Judentum hervorgegangen. Dieses wurde in den Wüsten des Sinai geboren und und in einem kleinen Land im Vorderen Orient zwischen den großen Kulturen Ägyptens und Mesopotamiens. Unsere eigene spirituelle mitteleuropäische Tradition ist vom Kulturland geprägt und vom Wechsel der Jahreszeiten. Wir kannten keine Erscheinung Gottes am Horeb, aber eine in den Winterstürmen, keine göttliche Präsenz in Wort und Gesetz, aber in den Quellen und Bäumen, keinen Sabbat, aber die geweihten Nächte zwischen dem Sonnen- und dem Mondjahr, die ‚Zwölften‘. Wir hatten keinen herrschenden (Vater-) Gott, sondern die männlichen und weiblichen Aspekte des Göttlichen entfaltet in vielen Personifikationen. Nachdem die zerstörerischen Auswirkungen eines einzigen absoluten Herrschergottes und seines zur Herrschaft über die Erde ermächtigten Ebenbildes sichtbar geworden sind, ist es an der Zeit, unsere alte Tradition aus der Verdammnis und Verdrängung hervorzuholen und noch einmal zu besehen. Die alten Märchen und Geschichten, z. B. aus dem Kreis der Frau Holle, sind alles andere als ‚heidischer Irrglaube‘: sie weisen uns vielfach auf große Übereinstimmung mit unseren jüdisch-christlichen Wurzeln hin, aber eben auch auf die hohe Wertschätzung jedes Wesens und der ganzen Natur, was eine Haltung der Ehrfurcht und der Mitarbeit ist, nicht der Macht. Eigene Gedichte, aber ebenso die eindrücklichen und tief empfundenen Bilder von Maria Khan bauen uns eine Brücke in ein alte - und vielleicht auch zukünftige Spiritualität.