Spezialist in Sibirien
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1932 unterschrieb der junge deutsche Architekt Rudolf Wolters einen Vertrag mit der Berliner Vertretung des sowjetischen Volkskommissariats für Eisenbahntransport über eine Arbeitsverpflichtung in der UdSSR. Zwei Jahre zuvor hatte Wolters seine Dissertation über die Projektierung von Bahnhöfen verteidigt, während das Volkskommissariat vergeblich nach einem solchen Spezialisten gesucht hatte. Zu jener Zeit gab es in Deutschland wenig Arbeit für Architekten, und nach Sowjetrussland lockten nicht nur grandiose Projekte, sondern auch die Neugierde. Damals arbeiteten dort Hunderte von ausländischen Ingenieuren und Technikern verschiedenster Fachrichtungen – und es gab die unglaublichsten Informationen darüber, was dort so alles geschieht. Wolters wurde ein Vertrag für zehn Jahre und ein Gehalt von 600 Rubel monatlich angeboten. Er ließ es jedoch bei einem Jahr bewenden, kehrte danach voller Eindrücke nach Hause zurück und verfasste ein Buch, solange die Erinnerungen noch frisch waren: „Spezialist in Sibirien“. Es erschien in zwei Auflagen, 1933 und 1936, in Berlin mit glänzenden Zeichnungen von Woltersʼ Reisegenossen in Russland, dem Architekten Heinrich Lauter. Sein Buch ist eine ausführliche und einfühlsame Beschreibung dessen, wie sowjetische Menschen zu Beginn der 30er Jahre gelebt und gearbeitet haben – in einer Epoche, über die es nur äußerst wenig Dokumentarinformationen gibt, zumal so unmittelbar und aus erster Hand wie hier. Nun wird Woltersʼ faszinierendes Werk endlich wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: In der vorliegenden zweisprachigen Ausgabe, die einerseits ein Faksimile der deutschsprachigen Originalausgabe von 1933 enthält, ergänzt um eine Einführung von Dmitrij Chmelnizki, und andererseits einer Übersetzung des gesamten Werkes ins Russische.