Projekt Elbschlick
Autori
Viac o knihe
AuszugAls die Untersuchungen zu diesem Projekt 1999 ihren Abschluss gefunden hatten, handelte es sich um die damals, und unserer Kenntnis nach wohl auch noch heute, vom Umfang und der Dauer her weltweit umfassendste Studie zu den möglichen Auswirkun-gen von industriell belasteten Flusssedimenten auf die Gesundheit von entsprechend exponierten Beschäftigten. In diesem speziellen Fall handelte es sich um Schlick, der sich im Laufe von Jahrzehnten immer wieder in der Fahrrinne der Unterelbe abgelagert hatte. Chemische Konta-minationen bestanden nicht nur durch Eintrag aus dem Hamburger Hafen, sondern auch infolge des Wassertransports vom bis nach Tschechien reichenden Oberlauf der Elbe mit den dortigen regionalen industriellen Einträgen. Ein besonderer Wert kommt auch jetzt noch u. a. den chemisch-toxikologischen Messergebnissen zu, die mit Verhaltens- (Rauchen) und Essensgewohnheiten korreliert wurden. Wenn sich letztlich nur auf das Essen von Fisch bezogen wurde, bedeutet dieses nicht, dass andere Nahrungsmittel von der Studie ausge-schlossen waren. Vielmehr wurde eine große Bandbreite von Essensgewohnheiten erfragt. So musste davon ausgegangen werden, dass zum Beispiel Grünkohl ein Staubfänger für luftgetragene Schwermetalle ist. Es stellte sich aber heraus, dass Grünkohl wie auch andere Gemüse oder Salate bei dem hier untersuchten Männerkollektiven nur gelegentlich den Speiseplan bereicherten und daher vom Kollektivumfang her auswertbare Daten nicht zur Verfügung standen. Letztlich bemerkenswert blieb der Nachweis eines Zusammenhangs zwischen Fischkonsum und Quecksilber- sowie Arsenaufnahme. Das sich auch für das Rauchen Gefährdungshinweise zeigten, war zu erwarten. Eine wesentliche gesundheitliche Gefährdung konnte mit dieser Studie insgesamt - glückli-cherweise - nicht belegt werden, wie mehrere damalige Veröffentlichungen unserer Arbeitsgruppe ausweisen (am Ende des Literaturverzeichnisses). Die erhobenen Befunde bewegten sich weitgehend im umweltmedizinisch relevanten Bereich. Heute wird solchen Belastungen eine größere Bedeutung als noch zum Zeitpunkt der Studie beigemessen. In der ganzen, vor allem umweltrelevante Messergebnisse umfassenden Breite sind die Ergebnisse dieser Studie bisher nicht vollständig veröffentlicht worden. Das wird jetzt mit dieser zusammenfassenden Darstellung nachgeholt. Zu beachten ist, dass sich die Interpretation der Ergebnisse auf den wissenschaftlichen Erkenntnisstand zum Zeitpunkt des Endes der Untersuchungen bezieht. Dieses betrifft vor allem Aussagen zu möglichen krebserzeugenden Wirkungen einzelner chemischer Substanzen, vor allem aber arbeits- und umweltmedizinische Grenzwerte, die aus sachlich-inhaltlichen Gründen unverändert den Stand von 1999 wiedergeben und nicht als Maßstab für heutige Bewertungen herangezogen werden dürfen. Ralf Wegner, im Januar 2016