Soziales Verständnis
Autori
Viac o knihe
Im Bereich der akademischen Intelligenzforschung können zwei gegenläufige Entwicklungstendenzen beobachtet werden: Reduktion und Ausdifferenzierung. Während erstere die allgemeine Intelligenz auf die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung beschränken will, kann bei letzterer die Einführung einer Vielzahl neuer Intelligenzkonzepte beobachtet werden. Emotionale, kulturelle, personale und soziale Intelligenz sind Beispiele für die Erweiterung des traditionellen Intelligenzkonzepts. Einige Autoren befürchten sogar, dass die Bezeichnung „Intelligenz“ für diese Konstrukte verfrüht gewählt wurde, und sehen nur eine Chance für intelligenzähnliche Attribute, wenn die neuen Konstrukte leistungsbasiert operationalisiert werden. Darüber hinaus werden basale Wissensanforderungen, empirische Fundierung, zeitliche Stabilität, überzeugende Studienergebnissen bezüglich Konstrukt- und Kriteriumsvalidität sowie die Festlegung eines geeigneten Gütekriteriums gefordert (Austin & Saklofske, 2006 Süß, 2006; Weber & Westmeyer, 2001). Eine große Herausforderung bei der Operationalisierung neuer Intelligenzkonstrukte stellt die Bestimmung der richtigen Lösung dar, da im Gegensatz zur allgemeinen Intelligenz keine eindeutig richtige Lösung vorliegt. Als Approximation an eine korrekte Lösung können Scoringmethoden (Target Scoring und Consensus Scorings) angesehen werden, die jeweils Vor- und Nachteile aufweisen. In diesem Buch beschäftigt sich die Autorin mit dem Kernkonstrukt eines neuen Intelligenzkonzepts, welches nur bedingt als neue Intelligenz bezeichnet werden kann, da es bereits 1909 von John Dewey erstmalig erwähnt und definiert wurde: die soziale Intelligenz. Das dazugehörige Kernkonstrukt ist das soziale Verständnis, welches als Hineinversetzen in Gefühle und Gedanken sowie Persönlichkeitseigenschaften und zwischenmenschliche Beziehungen anderer Personen definiert wurde. Die Dissertationsschrift gibt einen Überblick über theoretische Grundlagen und stellt drei empirische Studien zum leistungsbasierten sozialen Verständnistest des Magdeburger Tests zur sozialen Intelligenz vor.