S. Roeder OHG
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1841 von dem Lehrer und Papierhändler Samuel Roeder in Preußens prosperierender Hauptstadt Berlin gegründet, avancierte die S. Roeder OHG neben zahlreichen Konkurrenten wie etwa Brause & Co., Heintze & Blanckertz oder Soennecken rasch zu einem der führenden Hersteller von Schreibfedern im Deutschen Reich. Die 1885 von Samuels Sohn Max erworbene A. Ney OHG rundete das Angebot mit Büroartikeln aller Art und später auch mit Schreibmaschinen ab. In seiner Blüte in den Goldenen Zwanzigern, in dritter Generation gemeinsam von den drei Brüdern Hans, Fritz und Curt geführt, beschäftigte das in der Ritterstraße in Kreuzberg ansässige Unternehmen mehr als 300 Arbeiter und Angestellte und exportierte seine Qualitätserzeugnisse auf alle Kontinente. Das beeindruckende Lebenswerk von drei Generationen Roeder, einer patriotischen, in der Arbeiterfürsorge Vorbildliches leistenden jüdischen Familie jener Zeit, wurde in der Krisenzeit der Weimarer Republik durch eine in letzter Minute abgewendete Insolvenz und ab 1933 vor allem durch die nationalsozialistische Rassenpolitik massiv gefährdet. Nachdem die Familie den Entzug ihres Unternehmens lange Zeit verhindern hatte können, wurde dieses schließlich 1939 durch einen karrieristischen Profiteur des Regimes, den Flugingenieur Dr. Richard Heim, und die auf der Suche nach einer vielversprechenden Investition befindliche Danziger Verlegerfamilie Fuchs mit kühler Geste arisiert und auf Kriegsproduktion umgestellt. Des Verlusts seines nach Schlesien ausgelagerten und damit nach Kriegsende durch die sowjetische Besatzungsmacht demontierten Maschinenparks, des Wegfalls großer Teile seiner Kernabsatzgebiete, des Mangels an Rohstoffen und der geänderten Schreibgewohnheiten der Konsumenten wegen – die Schreibfeder wurde auch in Europa durch den Füller und den Kugelschreiber abgelöst – konnte das unter öffentliche Verwaltung gestellte Unternehmen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nicht mehr an seine alte Erfolge anknüpfen und wurde schließlich 1952 in aller Stille eingestellt. Die vergessene Geschichte der S. Roeder OHG und ihrer Eigentümerfamilie, mit Unterstützung der beiden in den USA geborenen und lebenden Enkel der letzten Firmeninhaber erstmals recherchiert und dargestellt, zeigt anschaulich und stellvertretend für viele andere Schicksale, welch unermesslichen Verlust sich Deutschland durch die Vernichtung jüdischen Lebens in der Schreckenszeit des Nationalsozialismus zugefügt hat. Mit seinem Buch möchte der Autor die Geschichte der Familie Roeder und ihres Unternehmens dem Vergessen entreißen und einem Auftrag gerecht werden, den die ehemalige Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, formuliert und den er der Widmung des Buches an seine Kinder vorangestellt hat: »Wir müssen die nachfolgenden Generationen ermutigen, aus freien Stücken und eigener Überzeugung heraus ihre Verantwortung für das Vermächtnis der deutschen Geschichte zu übernehmen: Nie wieder! […] Die unkündbare Erinnerung an den Holocaust macht uns die Verletzlichkeit auch unserer Freiheit und Demokratie bewusst. Zivilisation ist nie selbstverständlich. Der Mensch bleibt zur Un-menschlichkeit imstande.«