Frühgeschichte des Bergobservatoriums Hohenpeißenberg
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Viac o knihe
Die frühesten meteorologischen Beobachtungen am Hohen-Peißenberg im Jahr 1758 gingen auf eine Initiative der Bayerischen Gelehrten Gesellschaft, des Vorläufers der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zurück. Ziel war die Höhenbestimmung des Berges aus Barometerbeobachtungen. Die Einrichtung des astronomischen Observatoriums ab 1772 ist eine Folge der misslungenen Inbetriebnahme einer akademischen Sternwarte im Privathaus des Akademiemitgliedes Osterwald. Sein Kontrahent Lori verknüpfte ein Hilfeersuchen des Klosters Rottenbuch zu einer Propstwahl mit dem Auftrag, auf eigene Kosten eine Sternwarte auf dem Hohenpeißenberg zu errichten, jedoch wurden Rottenbucher Konventualen erst ab 1781 Mitglieder der Akademie. Dieser staatliche Auftrag erwies sich als wesentlich für das Überdauern des Observatoriums bei der Säkularisation im Jahr 1803, als der Staat Rechtsnachfolger seines 1772 erlassenen Dekrets wurde. – Ab 1781 wurden vom Kurfürsten Ideen zur Aufhebung einiger Klöster, darunter Rottenbuch, entwickelt, um Mittel zum Unterhalt seiner illegitimen Kinder zu bekommen. Die Klöster mussten das Bildungswesen übernehmen und der dafür bisher verwendete Jesuitenfond wurde für die Ziele des Kurfürsten frei. Auch danach verstummten die Aufhebungsgerüchte nicht. Der Rottenbucher Propst versuchte daher, sich stärker öffentlichen Aufgaben zu widmen und dadurch die Nützlichkeit der Klöster unter Beweis zu stellen. Eine Änderung der Klosterordnung zur Gewinnung von mehr Zeit für Studien ist nicht allein der Einrichtung des meteorologischen Observatoriums geschuldet, sondern sollte eine stärkere Bereitschaft für Tätigkeiten, die im öffentlichen Interesse lagen, ausweisen. – Die wissenschaftlichen Arbeiten, die von den Observatoren angefertigt wurden, zeugen von einer großen Eigenständigkeit. Es handelt sich nicht um eine Nachahmung oder Verbesserung vorhandener Arbeiten. Die klimatologische Beschreibung von Albin Schwaiger geht auf eine Anregung des Rottenbucher Propstes zurück und ist ebenfalls als strategische Maßnahme zur Demonstration des Nutzens seines Klosters einzustufen. Nach der Neugründung der Akademie der Wissenschaften in München im Jahr 1807 wurde das Observatorium akademisches Attribut, Reparaturen und Renovierungen konnten finanziert werden. Ein eigener Observator wurde letztlich nicht angestellt, da die dafür vorgesehene Aufwandsentschädigung nicht zum Lebensunterhalt reichte. Die Lösung, dass der Pfarrer Beobachter wurde und der ab 1808 eingestellte Lehrer Hilfsbeobachter, sicherte die ununterbrochene Weiterführung der meteorologischen Beobachtungen. Eine wissenschaftliche Betätigung war jedoch nicht mehr möglich. Die Fachaufsicht der Akademie beschränkte sich auf die Schulung des Pfarrers nach einem Stellenwechsel. Inspektionen der Station durch Physiker der Akademie fanden zwar statt, aber erst ab 1841 wurden die alten Palatinageräte durch neue Instrumente ersetzt und das Beobachtungsprogramm neu gestaltet. Gewisse Qualitätseinbußen der Datenreihen wurden erst überwunden, als die 1878 gegründete Zentralanstalt in München die Aufsicht übernahm.