Kampf der Zellen
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Der von Oxana KOSENKO vorgelegte neue Band der Schriftenreihe Relationes widmet sich den Anfängen der Immunologie und passt insofern genau zum Anliegen des Vorhabens Wissenschaftsbeziehungen im 19. Jahrhundert zwischen Deutschland und Russland auf den Gebieten Chemie, Pharmazie und Medizin bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig: Wie kaum ein anderes Grundlagenfach der Medizin hat sich die Immunologie im internationalen Austausch zwischen den Gelehrten entwickelt; außer deutschen und russischen Wissenschaftlern gehören diesmal auch französische Forscher zu den Akteuren. Besonders spannend wird diese Disziplinengeschichte durch die Konkurrenz zwischen zwei Konzepten, dem Phagozytose-Modell von Il’ja MECNIKOV und der Theorie der Serumimmunität, die insbesondere von Paul EHRLICH und Emil VON BEHRING vertreten wurde. Während diese Diskussion in der Wissenschaftsgeschichte bisher oft vereinfacht und „nationalisiert“ gesehen wurde (Russland in Verbindung mit Frankreich gegen Deutschland), zeichnet Oxana KOSENKO ein differenzierteres Bild von den persönlichen Vernetzungen zwischen den frühen Immunologen und erklärt den Gegensatz nicht national, sondern in Anlehnung an Ludwig FLECK aus der Verschiedenheit fachspezifischer Denkstile heraus. Der Schwerpunkt liegt auf der russischen Perspektive, die durch die Auswertung von schwer zugänglicher und international noch kaum beachteter russischsprachiger Sekundärliteratur sowie vor allem auf der Basis von erstmals ausgewerteten und publizierten Primärquellen erörtert wird. Die monographische Darstellung des Themas wird ergänzt durch einen Editionsteil mit zwanzig Briefen an und von MECNIKOV sowie einen Anhang mit den kurzen Biobibliographien der sechs wichtigen russischen Immunologen BARDACH, BEZREDKA, CISTOVIC, GABRICEVSKIJ, GAMALEJA und TARASEVIC, die ungeachtet ihrer Bedeutung hierzulande praktisch unbekannt sind. Ortrun Riha