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Zwischen Kriegsbegeisterung, Hunger und Umsturz

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Warum gab es bis heute keine Darstellung der Stadtgeschichte Mülheims im Ersten Weltkrieg? Lag es daran, dass die auch heute noch bürgerlichen Werten verpflichtete Stadtgesellschaft nicht gern an die fatale Rolle des kaisertreuen, obrigkeitshörigen und national-konservativen Bürgertums in der Ruhrstadt Ende des 19. Jahrhunderts erinnert werden wollte? So will diese Darstellung den weißen Fleck, den der Große Krieg in der Lokalgeschichte hinterlassen hat, beseitigen. Mülheim an der Ruhr war 1914 die einzige Stadt im Ruhrgebiet mit einer Garnison. Entsprechend militaristisch, kriegsbegeistert und opferbereit definierte sich ein wesentlicher Teil der Stadtgesellschaft und unterstützte Kaiser Wilhelm II. und seine Regierung ohne Vorbehalte. Doch in dem langen und zunehmend verzweifelten Ringen um den Sieg ließen die zahlreichen Kriegstoten, die prekäre Versorgungssituation und die schwindende Solidarität der Menschen untereinander die überkommene Gesellschaftsordnung brüchig werden, bei allem geradewegs verzweifelten Bemühen der politischen Eliten, den Burgfrieden auch in der Stadt zu erhalten. Dass gerade die linksradikale Arbeiterschaft der beiden großen Mülheimer Kriegsbetriebe einen mehr oder weniger „geräuschlosen“ politischen Umsturz in der Stadt durchführte, gehört zu den wohl eher unerwarteten Resultaten des Ersten Weltkriegs in Mülheim, auch wenn der Linksrutsch letztendlich erfolglos blieb.

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Zwischen Kriegsbegeisterung, Hunger und Umsturz, Hans Werner Nierhaus

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2015
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