Jäger, Fischer, Töpfer
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Viac o knihe
Aus mitteleuropäischer Forschungsperspektive wird Gefäßkeramik gemeinhin als eine der Innovationen der „Neolithischen Revolution“ angesehen. In jüngster Zeit zeigt sich allerdings immer deutlicher, dass auch eine unabhängige, östliche Tradition von früher Jäger-Sammler-Keramik existierte. Einige der westlichsten Gruppen dieser Tradition finden sich um die Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. im Gebiet östlich der Ostsee; auch Ertebølle ist wahrscheinlich zu diesem Traditionskreis zu zählen. Die älteste Jäger-Sammler-Tonware erreichte den östlichen Ostseeraum also etwa zur selben Zeit, als sich in Mitteleuropa die Keramik der linienbandkeramischen Bauern ausbreitete. Ihre östlichen Wurzeln gehen noch weiter zurück, und in Nordosteuropa können drei Traditionsstränge, die das Erscheinen der ältesten Ware im östlichen Ostseeraum beeinflusst haben, identifiziert werden. Die älteste Tradition spärlich verzierter Ware breitete sich seit der ersten Hälfte des 7. Jahrtausends v. Chr. von den Wolga-Steppen nach Nordwesten aus. Eine zweite Tradition erreichte den Ostseeraum aus südöstlicher Richtung. Die dritte Tradition umfasst den Komplex der Kamm- und Grübchenkeramik, dessen Ursprünge möglicherweise jenseits des Urals liegen. Die nordosteuropäische Jäger-Sammler-Keramik ist Teil eines paneurasischen Phänomens rund- oder spitzbodiger Keramik mit oft dicht verzierter Oberfläche. Solche Tonware wurde in Ostasien bereits seit dem späten Pleistozän um 18.000 v. Chr. hergestellt. Eine aktuelle Debatte widmet sich der Frage, ob eine kontinuierlichen Ausbreitung der Keramikinnovation bei den steinzeitlichen Jäger-Sammlern Nordeurasiens von Ost nach West stattgefunden haben könnte oder ob die formale Lösung spitzbodiger, halbeiförmiger Gefäße in diesem riesigen Gebiet mehrmals unabhängig entwickelt worden ist.