Berufliche Identitätsentwicklung im Rahmen prekärer Arbeitsverhältnisse und diskontinuierlicher Berufsbiografien
Autori
Viac o knihe
Die Zeitarbeitsbranche scheint von den zunehmenden Flexibilisierungstendenzen in der Arbeitswelt besonders betroffen zu sein. In der Soziologie wird dies mit der Erosion des Normalarbeitsverhältnisses (NAV) bereits umfassend erforscht. Übertragen auf die Berufs- und Wirtschaftspädagogik kann im Rahmen der Zeitarbeit die Erosion des Berufes postuliert werden. Die Kriterien von NAV und Beruf gelten jedoch in der soziologischen und psychologischen Identitätsforschung als wesentliche Orientierungsfixpunkte zur Entwicklung und Aufrechterhaltung einer stabilen beruflichen Identität. Wenn dem so ist, dann stellt sich zwangsläufig die Frage, wie es dann um eine berufliche Identität in der Zeitarbeit bestellt ist? Im theoretischen Teil werden die beiden Konstrukte Prekarität und Identität operationalisiert und in ein valides, zuverlässiges Fragebogendesign überführt. Durch die psychologisch fundierte Konstruktion einer beruflichen Identität, die zudem auf die speziellen Flexibilitätsanforderungen zugeschnitten ist, kann eine wichtige Lücke in der berufspädagogischen Forschungsliteratur geschlossen werden. Die Ergebnisse der quantitativen Befragung in der Zeitarbeitsbranche ergeben, dass signifikante Zusammenhänge zwischen der Prekarität und der beruflichen Identität der Zeitarbeiter bestehen. Die Prekarität hängt zusätzlich mit bestimmten Motiv- Typ-Merkmalen zusammen. Im Resultat konnten zwei Prekaritäts-Typen (hohe vs. geringe) und zwei Identitäts-Typen (hohe vs. geringe) identifiziert werden, die in vier Prekaritäts-Identität-Typen resultieren und differenziert charakterisiert werden können. Aus diesen Ergebnissen werden (wirtschafts-)pädagogische Implikationen und Maßnahmen für einen besseren Umgang mit Arbeitsflexibilisierung und Prekarität abgeleitet.