Bewusste Halluzinationen
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Der Katalog versammelt die Ergebnisse einer weltweiten Recherche nach surrealistischen Filmen in Bild und Text und stellt die Verbreitungswege des filmischen Surrealismus vor. Daneben setzen Kunst- und Filmwissenschaftler/innen in Aufsätzen die Filme in ihren zeitgeschichtlichen Kontext und fragen nach künstlerischen Wechselwirkungen der surrealistischen Aktivität weltweit. Entstehung, Kennzeichen und Elemente des filmischen Surrealismus umreißen in den ersten Kapiteln des Katalogs die Autoren Malcolm Turvey, Paul Hammond und Dawn Ades. Eine ausführliche Bildstrecke lädt dann auf 50 kongenial gestalteten Seiten ein zu einem Ausflug in die Bildwelt des (filmischen) Surrealismus. Filmstills aus Klassikern wie ENTR’ACTE (FR 1924, R: René Clair) oder Man Rays L’ÉTOILE DE MER (FR 1928) sind hier ebenso zu sehen wie Beispielseiten aus dem ersten surrealistischen Manifest oder andere Exponate der Ausstellung. Die Surrealisten verstanden sich von Beginn an als eine internationale Bewegung und pflegten Kontakte und Freundschaften in alle Welt. Diese enorme internationale Vernetzung nimmt der mehr als 200 Seiten starke Katalog im Folgenden unter die Lupe und begibt sich auf eine surrealistische Weltreise: Ausgehend von der „Praxis des surrealistischen Films im Frankreich der 1920er Jahre“ (Robert Short) untersuchen Autoren wie Xavier Cannone, Bruce Elder und Alla Gadassik, Lenka Bydžovská und Sérgio Lima – dem Ausstellungskonzept folgend – die mannigfaltigen Ausdrucks- und Erscheinungsformen des filmischen Surrealismus auf der ganzen Welt, von Spanien über Belgien, die Niederlande, England, die Tschechoslowakei, Polen, Serbien, Rumänien, UdSSR, bis Asien, Nord- und Südamerika. Den Schlusspunkt setzt Michael Richardson mit einem Blick auf Werke des filmischen Surrealismus seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, der die Surrealisten in alle Welt verstreute. Anklänge der surrealen Geisteshaltung entdeckt er nicht nur bei den üblichen Verdächtigen wie Buñuel und Alain Resnais, sondern auch in einigen Film-noir-Klassikern Hollywoods wie Charles Vidors GILDA (US 1946), OUT OF THE PAST (US 1947, R: Jacques Tourneur) oder DARK PASSAGE (US 1947, R: Delmer Daves). Eine „gewisse surrealistische Sensibilität“ immerhin erkennt er noch in heutigen Filmen etwa in denen von Reha Erdem, Mohsen Makhmalbaf oder Jim Jarmusch. Den größten Einfluss übte der Surrealismus laut Richardson nach dem Krieg jedoch in Osteuropa aus, wo er in dem Tschechen Jan Švankmajer einen „wunderbaren“ und aktiven Vertreter fand. Auch „die polnischen Regisseure Andrzej Wajda, Jan Lenica und Andrzej Zulawski sowie in geringerem Maße auch Roman Polanski haben die prägende Wirkung des Surrealismus auf ihr Werk zugegeben“, schreibt Richardson.