Das Thesmophorion von Rhamnous
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Viac o knihe
In jüngster Zeit sind einfachere und unspektakuläre ländliche Heiligtümer zunehmend in den Fokus der Wissenschaft geraten. Trotz meist spartanisch anmutender Architektur und häufig unverzierter Keramik vermittelt ihr Fundmaterial ein besseres Verständnis der alltäglichen Gewohnheiten und kultischen Aktivitäten in der Antike. Um einen derartigen Bereich handelt es sich auch bei dem Doppelkomplex, der bei den wissenschaftliche Ausgrabungen der Griechischen Archäologischen Gesellschaft zu Athen in den Jahren 1988 bis 1993 westlich der Verbindungsstraße zwischen dem bekannten Nemesis-Tempel und der Stadtanlage von Rhamnous freigelegt wurde. Die vorliegende Analyse des umfangreichen Grabungsmaterials erlaubt eine Auftrennung beider Bereiche. Zum einen in ein typisches ländliches Anwesen, zum anderen in ein ummauertes Heiligtum unter freiem Himmel. Dieses kann mit Hilfe archäologischer Methoden als Kultplatz einer weiblichen Gottheit, der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter, gedeutet werden. In ihren Heiligtümern fand im Herbst ein mehrtägiges Fest statt, die Thesmophorien, die diesen Bezirken auch ihren speziellen Namen verliehen. Die Feierlichkeiten dienten der Bitte um Fruchtbarkeit im kommenden Jahr und waren ausschließlich den Frauen vorbehalten; Männer wurden nicht geduldet. Darüber hinaus läßt sich das Thesmophorion von Rhamnous über das spezifische Fundmaterial in die chronologische Entwicklung anderer Thesmophoria einfügen. Es steht zeitlich zwischen den früheren Heiligtümern, wie etwa Bitalemi bei Gela auf Sizilien und Eretria auf Euböa, und den späteren, etwa Pella im nördlichen Griechenland. Das benachbarte Gehöft zeichnet sich durch sichtbare Umbau-und Erweiterungsmaßnahmen aus, die auf eine Zerstörung im frühen 5. Jh. v. Chr. hindeuten. Diese läßt sich schlüssig mit der Verheerung Attikas durch die Perser um 479 v. Chr. in Verbindung bringen. Die zeitliche Stadtentwicklung von Rhamnous, ihre unterschiedlichen Blütezeiten, aber auch die Veränderungen im Kultbetrieb, sind deutlich im Fundmaterial der beiden Architektureinheiten feststellbar. Die dadurch gewonnenn Schlußfolgerungen legen ein lebendiges Zeugnis von den Höhen und Tiefen der lokalen Siedlungsgemeinschaften ab.