Der Einfluss des Patienten auf die Haftung des Arztes
Autori
Viac o knihe
Arzthaftungsprozesse liegen ungebrochen im Trend. Die Kehrseite der scheinbar grenzenlos wachsenden technischen und biologischen Möglichkeiten der modernen Medizin ist ein erhöhtes Fehlschlagsrisiko. Um dieses zu kompensieren, haben die Gerichte in den letzten Jahren und Jahrzehnten die haftungsrechtlichen Anforderungen an den Arzt kontinuierlich erhöht. Der Rolle des Patienten wird dagegen weder in der Rechtsprechung noch im rechtswissenschaftlichen Schrifttum nennenswerte Beachtung geschenkt. Dabei ist der Arzt kein Dienstleister wie jeder andere. Der Erfolg oder Misserfolg seiner Tätigkeit hängt nicht alleine von seinem Vermögen oder Unvermögen ab. Für eine erfolgreiche Therapie müssen Arzt und Patient zusammen wirken. Nur wenn beide ihren Teil beitragen kann ein Gelingen der Behandlung und ein fruchtbares Arzt-Patienten-Verhältnis erwartet werden. Aus dem geflügelten Wort des therapeutischen Arbeitsbündnisses werden aber allzu selten praktische Konsequenzen gezogen. Im Konfliktfall ist der Alleinverantwortliche schnell ausgemacht: der Arzt. Dabei wird übersehen, dass auch der Patient durch sein Verhalten und Fehlverhalten und sogar durch seine individuellen persönlichen Anlagen spürbaren Einfluss auf das Erfordernis der Aufklärung und den Ausgang der Behandlung nimmt. Die Anforderungen an den Arzt hinsichtlich Aufklärung und Behandlung des Patienten werden zu einem nicht unerheblichen Teil durch den Patienten beeinflusst. Und selbst wenn es einmal durch einen Arztfehler zu einem Schaden gekommen ist, wird dieser nicht selten durch ein mitwirkendes Verschulden des Patienten noch vergrößert. Schließlich kann ein Fehlverhalten des Patienten auch Einfluss haben auf die im Arzthaftungsrecht häufig prozessentscheidende Beweislastverteilung. Das Zusammenspiel zwischen Arzt und Patient wird im Bereich der Arzthaftung bislang nicht hinreichend gewürdigt. Diese Lücke soll die das Werk schließen. Es wird untersucht, an welchen Stellen im Haftungsaufbau sich der Einfluss des Patienten auf welche Weise auswirken kann. Gleichzeitig soll aufgezeigt werden, wie die Mitverantwortung des Patienten - freilich ohne ihn zu überfordern - angemessen gestärkt werden kann.